Mit Standing Ovations hat das Publikum am 9. Juni die Abschiedsinszenierung der im Sommer als Intendantin des Tiroler Landestheaters scheidenden Brigitte Fassbaender bedacht. Tosender Applaus und immer wiederkehrende Bravorufe schallten nach der Premiere der Oper "Albert Herring" des englischen Komponisten Benjamin Britten durch das nicht ganz ausverkaufte große Haus, vor allem als Regisseurin Fassbaender die Bühne betrat. Es wurden sogar Blumen von den Logen geworfen - an diesem mehr beschwingten, denn wehmütigen Opernabend.
Letzte Intendanz nach 13 Jahren Die letzte Innsbruck-Premiere ihrer 13-jährigen Intendanz bot ein kurzweiliges, heiteres Ensemblestück, das nicht zuletzt wegen der teils englischsprachigen Darsteller den urtypischen britischen Humor - diese Mischung aus unverblümter Direktheit, Trockenheit und Understatement - glaubwürdig auf die Bretter des Landestheaters brachte. Die Vorlage für das Libretto von Eric Crozier bildete Guy de Maupassants Erzählung "Le Rosier de Madame Husson".
Schauplatz der Oper ist England Schauplatz des Geschehens ist die fiktive englische Kleinstadt Loxford im Jahre 1900. Lady Billows, die selbst ernannte Hüterin über die Moral der Bewohner, versammelt die Honoratioren des Ortes um sich - den Bürgermeister, den Pfarrer, den Polizeihauptkommissar und die Lehrerin. Vorschläge zur Wahl des tugendhaftesten Mädchens der Stadt, der sogenannten Maikönigin, werden unterbreitet. Ob es denn nicht eine gebe, die nicht verdorben sei, fragte Lady Billows nach eingehender Beratung schockiert in die Runde. Und tatsächlich, die Stadtoberen finden kein geeignetes Fräulein, denn schließlich wolle man "Jungfrauen und keine Flittchen". König soll entthront werden Schließlich entscheidet man sich, einen Maikönig zu inthronisieren und einigt sich auf den etwas naiven Albert Herring, der fest unter dem Pantoffel seiner Mutter, der Besitzerin des örtlichen Gemüseladens, steht. Das Liebespaar Sid und Nancy provoziert Albert mit seinen Liebesbezeugungen und Sid gießt beim Krönungsfest so viel Rum in seine Limonade, dass diesen anschließend die Abenteuerlust packt und er von zu Hause entflieht. Nachdem sein bei der Krönung überreichter, von einem Wagen plattgefahrener Tugendkranz gefunden wird, hält man Herring für tot. Doch dieser kehrt nach durchzechter Nacht plötzlich zurück und erschreckt die versammelten Honoratioren mit seinen Erzählungen, wonach er mit Hilfe seines Preisgeldes das gesamte Sündenregister ausprobiert habe.
Ganzes Team leistet beeindruckende Arbeit Fassbaender setzte auf die darstellerische und gesangliche Kraft des Ensembles, deren förmlich greifbare Lust auf gehobenes, komödiantisches Entertainment englischen Zuschnitts eindringlich und spielerisch zur Geltung kam. Die Protagonisten harmonierten prächtig, brillierten in Gestik, Mimik und Sprache und boten allesamt eine gesangliche Meisterleistung. Joshua Lindsay als Albert Herring führte dem Publikum leichtfüßig die Verwandlung des schüchternen, komplexbeladenen Ladenburschen zum durch Alkohol enthemmten und in eine altehrwürdige englische Telefonzelle pinkelnden "Neo-Draufgängers" vor Augen. Todd Boyce und Marija Jokovic überzeugten als sich liebendes und Albert auf die Sprünge helfendes Paar. Das Bühnenbild (Bettina Munzer) blieb wohltuend minimalistisch, die Kostüme angenehm auffallend und den Situationen angepasst. Für das Tiroler Symphonieorchester unter der Leitung von Alexander Rumpf ergibt sich nur eine Zuschreibung: exzellent. Alles in allem ein beschwingter Opernabend und eine würdige "Farewell"-Vorstellung für Brigitte Fassbaender.
(Von Wolfgang Eder/APA)
Info Alle Informationen rund um das Tiroler Landestheater ehralten Sie unter www.landestheater.at.
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