Volksoper
Bunte Gaunereien: "Guys and Dolls"
04.03.2009
Die Wiener Volksoper zeigt einen Broadway-Klassiker. Das Musical „Guys and Dolls“ wird zur unterhaltsamen, aber behäbigen Revue.
Der Auftakt ist sehenswert. Schwere Jungs und leichte Mädchen, Bettler und
Betrüger, Hallodris und die Heilsarmee tanzen und marschieren durch eine
famose New-York-Kulisse, wie sie bunter und fantasievoller nicht sein könnte
(Bühnenbild: Sam Madwar).Da freut man sich auf eine unverwüstliche
Gaunerkomödie.
Frank Loessers Guys and Dolls handelt von
Kleinganoven mit Talent zum Glücksspiel und/oder zum Brechen von
Damenherzen, die auf eine strenge Truppe von der Heilsarmee prallen. Bis
alle Konflikte gelöst und alle Liebenden vereint sind, gibt’s viel Stoff für
schrille Pointen und schmeichelnde Musik. Allerdings: Kaum beginnen die
Dialoge, ist der Schwung erst mal dahin. Heinz Mareceks Inszenierung leidet
im ersten Akt unter schwerer Tempo-Armut. Die Szenen wirken zerdehnt, die
Gags werden viel zu breit ausgewalzt. Auch die Musik kommt allzu kuschelig
daher; Joseph R. Olefirowicz dirigiert ohne Swing und Schärfe.
Evergreen
Erst nach der Pause geht die Post ab. Der rassige
Evergreen Luck Be A Lady wird zum tragenden musikalischen Fundament, und die
Story hat nun so viel komische und sentimentale Kraft, dass sie automatisch
mitreißt.
Die Darsteller
Hausherr Robert Meyer mag sich der allgemeinen
Langsamkeit nicht anschließen und schenkt dem Gauner Nathan Detroit schöne
Momente voller Witz. Sigrid Hauser als seine Dauerverlobte erntet zu Recht
Ovationen für ihren Gesang. Allerdings muss sie die eh schon karikaturenhaft
angelegte Miss Adelaide so überdreht spielen, dass die zum Abziehbild wird.
Johanna Arrouas, gut bei Stimme, beweist, dass hinter der Heilsarmee-Uniform
eine sinnliche Seele verborgen sein kann, und Axel Herrig führt
augenzwinkernd vor, was die Liebe bei einem Strizzi anrichten kann.
Pluspunkte
Kostüme (Ingrid Erb) und Choreografie (Ramesh Nair)
zählen zu den Pluspunkten des Abends.
Fotos: (c) Reuters, AP