Neues Jahr, neues Glück: "Das Burgtheater ist wieder stabilisiert".
2015 soll für das Burgtheater ein besseres Jahr werden als 2014. "Das war schon ein gewaltiges Erdbeben, das wir vor einem Jahr erlebt haben. Nach einem Jahr kann ich sagen: Das Burgtheater ist wieder stabilisiert. Der Betrieb ist abgesichert", sagte Aufsichtsratspräsident Christian Strasser heute bei einem Pressegespräch. Daher werde er wie angekündigt in der nächsten Sitzung den Vorsitz abgeben.
Dramatische Situation nicht nur auf der Bühne
Die Situation sei durchaus dramatisch gewesen, räumte Strasser ein. "Vor einem Jahr hatten wir ein ernsthaftes Liquiditätsproblem." Und, auf Nachfrage: "Wir sind damals knapp an der Insolvenz vorbeigeschrammt."
Zur Stabilisierung habe ein umfangreiches Maßnahmenpaket, das eine Ergebnisverbesserung von 4 Mio. Euro gebracht hat, ebenso beigetragen wie eine Patronatserklärung der Holding, der Verkauf der Probebühne um 7,5 Mio. Euro, die zurückgeleast wird und "uns in 20 Jahren wieder gehört", sowie die Aufnahme eines mit 1,05 Prozent verzinsten Kredits für 5 Mio. Euro, dessen Rückzahlung aus den laufenden Budgets erfolge. "Das ist kein Hokuspokus, sondern etwas, was jedes andere Unternehmen auch machen würde in so einer Situation."
Notwendige Maßnahmen
Diese "notwendigen, raschen Feuerwehrmaßnahmen" hätten dem Burgtheater "die nötige Luft verschafft", eine positive Fortbestandsprognose für die Bilanz 2012/13 und damit ein uneingeschränktes Testat durch den Prüfer KPMG ermöglicht. Die in der Bilanz vorgenommene Rückstellung für allfällige Risiken wird vermutlich nicht in diesem Umfang schlagend, vor allem die Finanzamts-Nachforderungen der Abzugssteuer ("Das war das größte Risiko", so der kaufmännische Direktor Thomas Königstorfer) werden nach Auffinden zahlreicher Belege nun vermutlich nur 1 Mio. statt der befürchteten 2 Mio. Euro betragen. Die Bilanz 2013/14 werde gerade geprüft, das Budget 2014/15 sei ebenso beschlossen wie jenes für 2015/16. Dies sei ein Novum und gebe "klare Planungssicherheit", so Strasser.
Konzentration wieder auf Bühne
"Man kann sich wieder auf das Wesentliche konzentrieren, auf das, was auf der Bühne passiert", so Strasser, der einfaches Aufsichtsrats-Mitglied bleiben wird und gleichzeitig betonte: "Es ist noch nicht alles geschafft, es gibt noch genügend zu tun." Vor allem durch etliche organisatorische Maßnahmen werde derzeit versucht zu verhindern, dass "die Fehler der vergangenen Jahre wieder passieren können".
Königstorfer hob hervor, dass alle Maßnahmen in enger Abstimmung mit Holding und Aufsichtsrat erfolgten: "Die Zusammenarbeit mit allen Organen war im vergangenen Jahr so eng wie ich es noch nie irgendwo erlebt habe." Der Aufsichtsrat habe im vergangenen Jahr 20 Sitzungen statt der üblichen 4 oder 5 abgehalten, und auch die Änderungen im Internen Kontrollsystem seien mit den Plänen zu einer Stärkung der Bundestheater-Holding akkordiert.
"Wir sind im Moment das bestgeprüfteste Theater überhaupt"
meinte Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann. Sie bedankte sich nicht nur beim Publikum, das dem Haus in der laufenden Saison eine 80-Prozent-Auslastung beschere ("Das finde ich hervorragend"), und bei den Mitarbeitern, sondern auch für die Unterstützung des Eigentümers und des Aufsichtsrats. "Das letzte Jahr war für das Burgtheater ein extrem bewegtes. Als ich im März berufen wurde, war das Haus in der größtmöglichen Katastrophe: Es gab eine extreme Finanzkrise, einen unglaublichen Imageschaden, eine desaströse Außenwirkung."
Bergmann fühlt sich vom Ministerium in der Frage der künftigen Valorisierung unterstützt. Sie freute sich über erste Erfolge mit dem Förderverein, darüber, dass Leading Teams derzeit aus Solidarität mit dem Haus zu günstigeren Konditionen als bisher zu arbeiten bereit sind, und über die derzeitigen künstlerischen Erfolge mit Gegenwartsdramatik. Auch Elfriede Jelineks "Die Schutzbefohlenen" zur Flüchtlingsproblematik sei "ein Thema, das gar nicht groß genug gespielt werden kann. Das ist ein Thema, das gehört auf die Burgtheaterbühne." Auch über die schrecklichen Ereignisse in Paris werde am Haus heftig diskutiert und nachgedacht, wie man reagieren könne, wenngleich Theater kein Medium für ad-hoc-Reaktionen sei. "Wir solidarisieren uns mit 'Charlie' - das ist etwas, was uns sehr wichtig ist."
© HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com
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