Beim Filmfest wird nicht nur Glamour geboten: Mit dem neuen Film von Quentin Tarantino ("Inglorious Basterds") und "Antichrist" von Lars von Trier zeigt sich Cannes von einer brutalen Seite
Der Rummel auf dem roten Teppich von Cannes geht erst jetzt so richtig los. Brad Pitt, Penélope Cruz und Jim Carrey kommen. Vielleicht sogar Angelina Jolie.
Film
Cannes 2009 war bis jetzt mehr ein Festival der großen Filmemacher als eines der großen Stars. Doch jetzt ist am roten Teppich Action angesagt. Am heftigsten wird die Begeisterung am Mittwoch, 20. Mai, überschlagen, wenn Regie-Ass Quentin Tarantino das Ensemble von Inglourious Basterds ins Festival-Palais führt. Brad Pitt (kommt eventuell mit Angelina Jolie) spielt die Hauptrolle; auch Diane Kruger, Til Schweiger und Daniel Brühl sind dabei.
Gemetzel
Die Spannung über den 2.-Weltkrieg-Film ist groß. Der Trailer, in dem Brad Pitt als US-Offizier von seiner jüdischen Spezialeinheit den Skalp möglichst vieler Nazis fordert, lässt auf ein Tarantino-übliches Gemetzel schließen. Ob der 160-Minuten-Film außer Action auch die geniale Handschrift des Regisseurs spüren lässt, wird man sehen.
Drastisches Beziehungsdrama Antichrist
Schon am 18.5. gibt es in Cannes einen zweifachen Promi-Auftrieb. Der britische Palmengewinner Ken Loach bringt den legendären Fußball-Star Eric Cantona mit, Hauptdarsteller seines Films Looking for Eric. (Hier gehts zum Trailer). Der dänische Palmengewinner Lars von Trier holte Willem Dafoe und Charlotte Gainsbourg für sein vermutlich sehr drastisches Beziehungsdrama Antichrist. Sehen Sie hier den verstörenden Trailer dieses Films.
Horrorgenre
Lars von Trier, Mitbegründer der Dogma-Bewegung und einer angesehensten europäischen Regisseure der vergangenen Jahrzehnte, versucht sich nun mit seinem Film "Antichrist" am Horrorgenre. Damit hat er es wieder in den Wettbewerb um die Goldene Palme der 62. Filmfestspiele (noch bis 24. Mai) in Cannes geschafft. Am 18.5., feiert der Film seine Weltpremiere und eröffnet damit an der Cote d'Azur den Reigen der Regiealtmeister.
Buhrufe, verlegenen Lacher und danach heftige Diskussionen
Lars von Trier ist ein Regisseur, der den Zuseher nie kalt lässt. Das hat er auch mit seinem neuen Film "Antichrist" geschafft. In der Pressevorführung gab es Buhrufe, verlegenen Lacher und danach heftige Diskussionen. Der Film verfolgt die Theorie, dass nicht Gott, sondern Satan die Welt erschaffen hat. Der dänische Filmemacher widmet sein neues Werk dem russischen Filmemacher Andrej Tarkowski (1932-1986). Religion und die Frau-Mann-Beziehung spielen darin eine große Rolle.
Realitätsverlust
Ein Ehepaar, dargestellt von Charlotte Gainsbourg und Willem Dafoe, trauert um das gemeinsame Kind. Der Mann, ein Therapeut, versucht seiner Frau in ihrer Trauer zu helfen. Sie setzt die Medikamente ab und zieht sich mit dem Gatten in eine Berghütte zurück. In ihrem "Eden" verliert sie jedoch sämtlichen Bezug zur Realität. Gegenseitige Züchtigung und Qualen machen die Ehe zur Hölle. Beide geraten in einen Machtkampf der besonders brutalen Art.
Physische und psychische Qualen in allen Facetten
"Antichrist" beginnt in hoch stilisierten Schwarz-Weiß-Aufnahmen und mit dramatischer Händel-Musik und erhält erst in der Hütte Farbe. Vor allem geht es aber um die Frau-Mann-Beziehung mit physischen und psychischen Qualen in allen Facetten. Der "Antichrist" ist voller religiöser Symbole, etwa als Gainsbourg ihren Mann den Fuß durchbohrt und ihn quasi kreuzigt. An Gewaltszenen wird nicht gespart.
Lars von Trier: "Film war eine Therapie nach Depressionen"
"Antichrist" sorgt in Cannes für Gesprächsstoff und Emotionen, so viele Buhrufe gab es in diesem Jahr in einer Pressevorführung noch nicht. Für den Filmemacher war der Film eine Therapie nach Depressionen, sagte der 53-Jährige, der 2000 mit "Dancer in The Dark" die Goldene Palme in Cannes gewinnen konnte.
Unfall
Garantiert friedlicher geht es am Dienstag, 19.5., auf der Leinwand zu. Dann bitten Filmemacher Pedro Almódovar und sein Megastar Penélope Cruz zur Weltpremiere von Los Abrazos Rotos. (Sehen Sie hier den spanischen Original-Trailer) Das Drama dreht sich um die Tragödie eines Mannes, der bei einem Autounfall die Liebe seines Lebens verlor.
3-D-Film
Am 19.5. kommt Jim Carrey nach Cannes. Gemeinsam mit Regisseur Robert Zemeckis präsentiert er den großen 3-D-Disney-Weihnachtsfilm A Christmas Carol.