Mit Bizets Carmen, einer Übernahmen von den Salzburger Osterfestspielen, wird morgen der Premierenreigen der Salzburger Festspiele fortgesetzt. Sir Simon Rattle musiziert nicht, wie zu Ostern, mit seinen Berliner Philharmonikern, sondern mit den in Opern viel routinierteren Wiener Philharmonikern.
Kakofonisch Bizets letztes Werk, dem der französische Komponist seinen Ruhm verdankt, ist neben Mozarts Zauberflöte die meistgespielte Oper überhaupt. Die Geschichte der lasziven Zigeunerin, die am Ende von ihrem eifersüchtigen Geliebten Don José erstochen wird, ist das seltene Phänomen einer Opéra comique (eines Musiktheaterstücks mit gesprochenen Dialogen) mit tragischem Schluss. Bei der Uraufführung 1875 in Paris wurde das Meisterwerk gedämpft aufgenommen und als „kakofonisch“ bezeichnet.
Gegenentwurf zur Standard-„Carmen“ Carmen ist so klischeebeladen, dass man nur jede Sängerin begrüßen kann, die eine andere Interpretation wagt. In der tänzerischen Salzburger Inszenierung der englischen Choreografin Aletta Collins ist die rotblonde tschechische Mezzosopranistin Magdalena Kožená ein solcher Gegenentwurf zur Standard-Carmen. An ihr ist alles hell, ihre Haut, ihre Augen, ihre Haare – und ihre Stimme: ein leuchtender, technisch perfekter Mezzosolitär mit strahlender Höhe und samtener Mittellage.
Ohne Probe Als gewaltbereiter Sergeant Don José ist der bayerische Startenor Jonas Kaufmann zu erleben, der bei den heurigen Salzburger Festspielen nicht nur als Bacchus in der Ariadne auf Naxos von Richard Strauss brilliert hat, sondern auch in der zweiten Vorstellung von Puccinis La Bohème ohne Probe für den plötzlich stimmlosen polnischen Tenor Piotr Beczala als Rodolfo eingesprungen ist.
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