Opernkritik

Carmen - Erotik, Spannung und Wärme

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Großer Erfolg trotz vieler Absagen: 'Carmen' an der Wiener Staatsoper.

Wie man eine Pannenserie in einen Erfolg umkehrt, ist derzeit an der Staatsoper zu erleben.

Starkes Musiktheater
Trotz der Häufung von Absagen wurde die Neueinstudierung von Bizets Carmen dank bester Reserven zu starkem Musiktheater. Nadia Krasteva ist für die Titelrolle prädestiniert. Sie sieht fabelhaft aus, hat eine an Klangfarben reiche Stimme, macht die erotischen Szenen glaubhaft und erfüllt die dramatischen Momente der Handlung mit Spannung. Massimo Giordano ist als Don José optisch und vokal ein rechtes Mannsbild, stark im Ausdruck und effektvoll im Einsatz seiner tenoralen Mittel. Ildebrando d‘Arcangelo scheitert wie viele seiner Kollegen am Torero-Lied, das nur wenig Eindruck macht, erzielt diesen jedoch im späteren Duell und Duett. Dass Adrian Eröd nochmals die kleine Rolle des Morales übernimmt, bedeutet eine akustische Wohltat.

Leidenschaftlicher Dirigent
Andris Nelsons (31) ist als Animator unwiderstehlich. Er dirigiert mit totalem Körpereinsatz, großen Gebärden ebenso wie kleinen Fingerzeigen, macht seine Leidenschaft für das Stück spürbar und überträgt sie auf Orchester und Chor. Die Feinheiten und Emotionen der Musik sind brillant, plastisch, gefühlvoll realisiert.

Dass Anna Netrebko als Micaela debütiert, ist ein Luxus. Ihre kostbare Stimme ist in den beiden Szenen, in denen sie aufzutreten hat, von größter Schönheit, Wärme und hat jenen liebevollen Klang, dessen die Figur bedarf. Neue Rollen kündigen sich in diesem Klang schon an. Es sollten wohl Desdemona, Elisabeth (Don Carlos) oder eine von Verdis Leonoren sein. Wir freuen uns darauf.

Carmen. TV: 6. 5., 21.05 Uhr, ORF2. Anna Netrebko: 5.5., 17.40 Uhr, ORF 2.

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