"Cats" in Wien
Hochgenuss auf vier Pfoten
03.02.2012
Premiere in Wien: Ein Abend zum Schauen, Zuhören und vor allem zum Staunen.
Andrew Lloyd Webbers gloriose Show Cats, die nach (allzu) langer Pause wieder in Wien gastiert, führt mit lässiger und lustvoller Eleganz vor, warum sie mit weltweit 65 Millionen Besuchern zum erfolgreichsten Musical aller Zeiten wurde.
Cats ging revolutionäre Wege bei der Verknüpfung von Gesang und Tanz, Musik und Poesie. Cats stellt aberwitzige Anforderungen an die Darsteller, die als Sänger und Tänzer spitze sein müssen – und uneitel genug, um ganz in ihren Katzen-Rollen aufzugehen.
Die Show ist eine
vertonte Lyrik-Sammlung
Catsleistete sich schließlich den Luxus, auf eine durchgehende Story zu verzichten. Kenner wissen es: Dieses Musical ist keine Romanze und keine Komödie mit einem soliden Handlungsfaden, sondern eine vertonte Lyrik-Sammlung.
Lloyd Webber komponierte swingende, rockende, melancholische und manchmal dissonante Melodien zu den Katzen-Gedichten von T. S. Eliot. Der Ohrwurm-Faktor ist gewaltig: Die musikalische Substanz dieser Evergreens (Memory) würde bei anderen Komponisten für zehn Musicals reichen. Auch der Schau-Wert ist immens. (Fast) jede der Episoden, die in diesem Vier-Pfoten-Musical aneinandergereiht werden, ist ein sinnliches, gefährliches und oder lustiges Abenteuer für sich.
Magie
So wird das Cats-Zelt in der Betonwüste von Wien-Neu-Marx zum magischen Ort. Die Rekonstruktion der Uraufführungs-Inszenierung von Trevor Nunn hat nur im ersten Akt ein paar Längen. Die Choreografie von Gillian Lynne begeistert einmal mehr mit virtuosem Mix aus Tempo und Präzision. Bühne und Kostüme von John Napier sind ein Fest für die Augen.
Ein großes Pauschallob gebührt allen Darstellern, die mit artistischer Biegsamkeit und elanvollem Gesang den Katzen-Zauber in lichte Höhen treiben. Martin Berger (Alt-Deuteronimus), Masha Karell (Grizabella), Mark John Richardson (Mr. Mistoffelees) und David Arnsperger (Munkustrap) ragen heraus.