Schwache Ausreden
China will Avatar stoppen
19.01.2010
Hollywood-Streifen trifft einen Nerv des Volkes - könnte Gewalt auslösen
Trotz des anhaltend starken Besucheransturms dürfen chinesische Kinos die normale Leinwandversion von "Avatar - Aufbruch nach Pandora" nur noch bis Freitag, 22.1. zeigen. Kinos in Peking berichteten am Dienstag, 19.1. dass lediglich Lichtspieltheater mit 3D-Technologie den bisher erfolgreichsten Film in China weiter zeigen dürften. Der prämierte Hollywood-Streifen hat in China einen Nerv getroffen, weil sich viele Chinesen durch die Geschichte über die gewaltsame Vertreibung eines Volkes an das Schicksal ihrer eigenen Familien erinnert fühlen, die zwangsweise ihre Häuser für neue Immobilienprojekte und Modernisierungen verlassen müssen.
Propagandabehörden wollen Siegeszug stoppen
Laut Hongkonger
Zeitung "Apple Daily" wollen Chinas Propagandabehörden den Siegeszug
von "Avatar" stoppen, "weil er die Besucher an
Zwangsumsiedlungen denken lässt und möglicherweise Gewalt auslösen könnte".
Auch nehme der ausländische Film heimischen Produktionen die Einnahmen weg.
Anstelle "Avatar", für den sich immer noch Schlangen vor den Kassen bilden,
startet am Samstag, 23.1. der chinesische Streifen "Konfuzius", mit dem
traditionelle Werte des Philosophen propagiert werden sollen. Kinos müssen
für das Wochenende vorbestellte Karten für "Avatar" erstatten.
Identifikation
Die bekannte chinesische Kolumnistin Hung Huang
beschrieb in der Tageszeitung "China Daily", warum sich viele Chinesen mit
dem Na'vi-Volk in dem Science-Fiction identifizieren und sprach von einem
"sozialen Phänomen". "All die zwangsweisen Umsiedlungen alter
Nachbarschaften in China machen uns heute zu den einzigen Erdenbürgern, die
wirklich das Leid der Na'vi nachempfinden können." Der berühmte chinesische
Blogger Han Han schrieb: "Für Besucher in anderen Ländern ist eine solche
brutale Räumung jenseits ihrer Vorstellungskraft. Es kann nur auf einem
anderen Planeten oder in China stattfinden."