Trauer

Dichter Christian Ide Hintze ist tot

14.02.2012

Direktor der "Schule für Dichtung" in Wien verstarb unerwartet im 58. Lebensjahr.

Zur Vollversion des Artikels
© APA/BARBARA GINDLAPA
Zur Vollversion des Artikels

Als Autor von Aktionen, Installationen, Gedichten und Zettelsammlungen machte er sich eine Ruf. Er war unkonventioneller Schuldirektor, Dichter für alle Sinne und Straftäter wegen "Behinderung des Fußgeherverkehrs": Christian Ide Hintze ist im Alter von 58 Jahren überraschend gestorben. Hintze war als Autor von Aktionen, Installationen und Songs, von Audio-, Video- und Performancegedichten, von Zettel-, Plakat- und Buchtexten tätig. Seit 1992 fungierte er als Direktor der "Schule für Dichtung" in Wien. Der überzeugte Verfechter der Kleinschreibung betrieb "Sprachpolitik" - und scheute sich nicht davor anzuecken.

Als Straßensänger begonnen
Geboren wurde Hintze am 26. Dezember 1953 in Wien, wuchs allerdings in Salzburg und bei Graz auf, bevor er in Wien seine Matura absolvierte. Es folgten Jahre als Straßensänger in ganz Europa, darauf ein Studium der Theaterwissenschaft. Er beteiligte sich an der Arena-Besetzung ebenso wie an anderen Aktionsformen im öffentlichen Raum. 1979 realisierte er den Kinofilm "Zetteldämmerung" und erlangte sukzessive mit seinen Werken der "expanded poetry" Aufmerksamkeit.

Poesie als Spannungsfeld
Seinen Poesiebegriff sah er "geprägt von den Spannungsfeldern analog - digital und eigene Sprache -  fremde Sprache" - seine Gedichte siedelte er in sieben Kategorien an - von "akustisch" über "performativ" bis zur "instruktiv". Mit einem Gedichtband wie "Die goldene Flut" oder dem interaktiven "E1. Kartenspiel für ein verstreutes Publikum" sicherte er sich einen exquisiten, exotischen Ruf im deutschsprachigen Feuilleton.

Begründer der Dichtkunstschule
Auf die Idee für seine Dichtkunstschule kam Hintze 1990, als er auf Einladung von Allen Ginsberg die "Jack Kerouac School of Disembodied Poetics" besuchte. Nachdem er 1992 in Wien sein eigenes Institut begründet hatte, wobei ihm zahlreiche Kollegen zur Seite standen, gewann er klassische Dichter wie H.C. Artmann, Wolfgang Bauer oder Gerhard Rühm, aber auch Popliteraten wie Blixa Bargeld, Nick Cave oder Falco als Lehrkräfte. Gemeinsam mit seiner Institution äußerte sich Hintze oft in sprachpolitischen Fragen - und propagierte neben der Kleinschreibung etwa eine österreichische Rechtschreibung.Christian Ide Hintze ist zwar gestorben, seine Dichtkunst wird aber in den Herzen seiner Fans weiterleben.







 
Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel