Kultur-Szene trauert

Schlingensief: Sein Krebstagebuch

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Die Kulturszene trauert um Theater-Aktionist Christoph Schlingensief.

Erst 49-jährig starb am Samstag der Theater-Aktionist Christoph Schlingensief an den Folgen von Lungenkrebs. Die Kulturszene ist bestürzt.

Er hatte noch so viele Pläne: Nach seinem "Krebstagebuch" (So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein) wollte er noch seine Memoiren veröffentlichen. In Afrika legte er den Grundstein zu einem "Festspielhaus". Die Berliner Staatsoper hoffte auf seine Oper "Metanoia". Und bei der Kunstbiennale in Venedig 2011 sollte er Deutschland durch die Gestaltung eines Pavillons vertreten – zur diesbezüglichen Pressekonferenz Anfang Juli konnte er aber selbst nicht mehr erscheinen. "Durch den Krebs", sagte Christoph Schlingensief in einem seiner letzten Interviews, sei "alles in den Boden gerissen worden."

Bestätigt
ÖSTERREICH erfuhr die Nachricht von Schlingensiefs Ableben bereits am Samstag um 14.57 Uhr. Die Pressestelle der Ruhrtriennale in Mülheim bestätigte die Meldung nach kurzer Recherche in der Familie. Umgehend informierte oe24.at "Schlingensief gestorben". Seither trauern Künstler-Kollegen wie der Theatermacher und Schauspieler Paulus Manker ("ein Mann der Superlative"), und die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, deren "Bambiland" Schlingensief in Wien inszeniert hatte, sandte einen berührenden Nachruf aus: "Es kann keinen wie ihn mehr geben."

Politiker
Aber auch Politiker würdigen Schlingensief posthum, der nach Aktionen wie der fiktiven Flutung des Urlaubsdomizils von Kanzler Helmut Kohl am Wolfgangsee durch vier Millionen Arbeitslose oft als "Enfant terrible" abgekanzelt wurde: Einen der "vielseitigsten und innovativsten Künstler der Kulturszene" nennt ihn der deutsche Kulturminister Bernd Neumann.

Spenden
Auf der Homepage Schlingensiefs ersucht dessen Familie „um eine Spende für das Operndorf Afrika“.

Schlingensief: Sein Krebs-Tagebuch

Über Gott: "Warum wird das jetzt alles kaputt gemacht? Warum? Mit wem rede ich da eigentlich? Du sagst ja doch nix. Jetzt wird alles dezimiert, die ganzen Schlingensiefs werden ausgerottet. .... Von wem bitte schön? Und der anfängliche Schub zu Jesus und Gott geht eher wieder weg. Vielleicht kommt er ja wieder, wenn man ganz am Arsch ist. Aber das finde ich auch sehr, sehr schade."

Über das Leben: "Und dann brach plötzlich dieses Weinen aus, kein Weinen, wo man sich bemitleidet, sondern so ein unglaublich trauriges Weinen, so ein Trauerweinen, wo man eine Ahnung davon kriegt, dass das alles ja nicht immer so sein wird, dass das ja vorbeigeht. Und ich lebe doch so gerne."

Über seinen Vater: "... Irgendwann landete ich beim Friedhof, wo mein Vater liegt. Weil dort nachts abgeschlossen ist, habe ich über eine Mauer rübergebrüllt. Ich habe ihn richtig angeschrien: 'Was fällt dir ein? Was denkst du dir überhaupt? Was ist da überhaupt los?' Da ist mir klar geworden, dass ich im Kern gerne mal alleine auf der Welt wäre."

Über die Chemotherapie: "Das ist der Aufenthalt in einer kleinen Hölle."

Über seine Frau: "Dieses ganze Leben, das ich jetzt mit Aino vor mir habe, wird wunderschön."

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