Großes Interview

Christoph Waltz im Oscar-Talk

08.03.2010

Waltz über sein Oscar-Blackout, seine Pläne und die Angst vor dem Morgen

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So cool sich Waltz vor den Oscars gab, so emotionell war dann das erste Interview in Gold: ÖSTERREICH-Reporter Herbert Bauernnebel traf den Oscar-Star noch backstage im Kodak Theatre von L.A.

ÖSTERREICH: Wie geht es Ihnen als großer Oscar-Sieger?
Christoph Waltz: Es ist überwältigend, atemberaubend, fantastisch und ziemlich intensiv. Ich hätte mir das alles nie erträumen lassen. Und morgen bin ich dann wahrscheinlich enttäuscht, dass es doch schon wieder vorbei ist.

ÖSTERREICH: Sie galten als DER Top-Favorit. Doch wie fühlte es sich an, als dann wirklich Ihr Name aufgerufen wurde?
Waltz: Wann immer davor all diese Favoriten-Dinge kamen oder Sätze wie „Sie werden das sicher gewinnen“ habe ich mir das vom Leib gehalten und auch erfolgreich vom Leib gehalten. Ich habe die hohe Erwartungshaltung nicht geschaffen. Das klingt arrogant, aber ich ließ mich nicht bugsieren. Doch dann, als es wirklich passierte, war ich schockiert und ich bin es vielleicht immer noch. Also vergeben Sie mir, wenn ich blödes Zeug rede.

ÖSTERREICH: Ihr erster Gedanke beim Triumph?
Waltz: Überhaupt nichts. Totaler Schock. Totale Mattscheibe

ÖSTERREICH: Haben Sie, als Sie damals für „Basterds“ zugesagt haben, jemals gedacht, dass Ihnen das auch den Oscar bringen könnte?
Waltz: Ein guter Film und der Oscar – das sind zwei verschiedene Dinge. Ich habe nur gesehen, dass dieses Projekt sehr gut ist. Das (deutet auf den Oscar) habe ich dabei nicht kommen gesehen. Definitiv nicht. Ich war dafür auch viel zu beschäftigt. Ich hatte zu viel zu tun, um an Awards zu denken. Wenn Sie mir erlauben, dann würde ich gerne jedem Schauspieler einen Tipp mit geben: Denken Sie, wenn Sie vor der Kamera stehen, nur ja niemals an etwaige Awards.

ÖSTERREICH: Ihre Dankesrede auf der Bühne fiel doch ziemlich kurz aus …
Waltz: Wenn ich jedem gedankt hätte, der wirklich ­dafür verantwortlich war, dann wären wir nächste Woche noch hier (lacht). Aber es genügte, Quentin zu danken, denn ohne ihn wäre das alles nicht möglich gewesen.

ÖSTERREICH: Welchen Schauspieler, den Sie dank all dieser Erfolge nun auch persönlich kennen, hätten Sie denn gerne früher kennengelernt?
Waltz: Wenn man mit der Schauspielerei beginnt, dann hat man seine Träume. Und wenn man viel arbeitet, dann kann man diese Träume leicht neben seiner Arbeit vergessen. Und plötzlich kommt dann jemand wie Quentin und bringt dir all deine Träume zurück. Etwas, das ich schon lange für vergessen hielt.

ÖSTERREICH: Wie ist es als Österreicher in Hollywood?
Waltz: Ich sehe das nicht vom nationalen Standpunkt aus, wenn Sie erlauben. Auch Inglourious Basterds ist weder ein amerikanischer noch ein deutscher Film, selbst wenn der Regisseur Amerikaner ist und das Team weitgehend deutsch war. Doch woher alle kommen, war und ist mir schnurzegal.

ÖSTERREICH: Brad Pitt erklärte kürzlich, er würde gern eine Fortsetzung der „Basterds“ drehen. Und Sie?
Waltz: Natürlich wäre ich dabei! Aber mich hat noch keiner gefragt. Die Tatsache, dass Brad Pitt das gesagt hat, heißt noch lange nicht, dass er mich auch dabeihaben will. Ein lustiger Gedanke wäre es auf jeden Fall, sich auszumalen, was das alles sein könnte. Aber konkrete Pläne gibt es keine.

ÖSTERREICH: Ändert der Oscar nun Ihre Pläne?
Waltz: Das macht keinen Unterschied: Ich werde an meinen Projekten weiterarbeiten. Am Montag hat sich die Aufregung sicher schon ein wenig gelegt – am Dienstag beginnt das normale Leben.

ÖSTERREICH: Wie werden Sie nun diesen großen Triumph weiter feiern?
Waltz: Keine Ahnung. Ich lasse mich einfach treiben.

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