Talk zu "Luziwuzi"

Conchita: "Die Bösewichte zu spielen ist immer spannender!"

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Für Conchita geht’s jetzt im Theater um die Wurst. Premiere als schwuler Kaiser-Bruder in Luziwuzi im Rabenhof. Der Doppel-Talk mit Regisseurin Ruth Brauer-Kvam über das Theater-Debut, die Parallelen und Sisi. 

Vor 10 Jahren gewann Tom Neuwirth (35) als Drag-Queen Conchita Wurst für uns den Song Contest. Jetzt startet er erstmals auch am Theater durch. In einer ähnlich schwülstigen Rolle. Am 15. Februar steigt im Wiener Rabenhof die Premiere von „Luziwuzi“, wo er unter der Regie von Ruth Brauer-Kvam (Vorstadtweiber) Erzherzog Ludwig Viktor, den jüngeren, schwulen Bruder von Kaiser Franz Joseph spielt. Im MADONNA-Interview erklären die beiden das Stück, die Aufreger und die vielen Parallelen.  

Am 15. Februar feiern Sie mit „Luziwuzi“ Ihr Theater-Debüt …
Tom Neuwirth:
Das ist nicht ganz das erste Mal: In der Schule habe ich einen Weihnachtsmann gespielt, der im Lift stecken geblieben ist (lacht). Aber in dieser Form ist es auf jeden Fall das erste Mal und es ist auch eine große Herausforderung. Aber wir haben auch eine große Gaude und ich darf sehr viel lernen. Von den Besten!

War es klar, dass diese Rolle nur Tom Neuwirth spielen kann?
Ruth Brauer-Kvam:
In dem Moment, wo der Name fiel, war es klar, dass nur er das kann. Ich kann mir niemand anderen vorstellen. Das ist Toms Stück.

Conchita:
© zeidler
× Conchita:

Ruth Brauer-Kvam & Tom Neuwirth

Wie viel Überredungs-Arbeit hat Sie das gekostet?
Brauer-Kvam:
 Gar keine: ich kam, sah und siegte. Da passt einfach alles zusammen.
Neuwirth: Aber wirklich!

Wie viel wussten Sie eigentlich über die historische Figur des Luziwuzi?
Neuwirth:
Vom Luzi habe ich das erste Mal mit 11 Jahren gehört. Auch von seiner Verbindung zum Kaiserbründl-Bad. Das ist eine prominente Figur der queeren Community Österreichs. Und dass nun ein Theaterstück über ihn gemacht wird, hat nach mir gerufen! Und dem Universum hört man auch zu!

Warum ist die Monarchie in Österreich nach wie vor so präsent?
Brauer-Kvam: 
Die Monarchie ist einfach in unserer DNA verankert. Es ist natürlich ein Stück über die Kaiser-Zeit, aber auch ein Stück über jemanden, der gegen den Strom schwimmt. Ein Mensch, der so lebt, wie er leben will und letztendlich daran scheitert.

Wie haben Sie sich eigentlich auf die Rolle vorbereitet?
Neuwirth:
Es gibt so viel Sisi-Content zu konsumieren und immer wenn da der Luzi auftaucht, lasse ich mich davon inspirieren. Dadurch, dass ich da auch viele Parallelen auf mich ziehen kann, wird es einfacher.

Welche Parallelen sehen Sie denn?
Neuwirth:
Wir kommen aus der selben Community. Ich habe natürlich nicht so ein privilegiertes Leben wie er als Habsburger, dafür aber ein viel freieres. Momentan noch, denn es sieht ja sehr finster aus, wenn man bei uns in die Zukunft blickt. Ich kann verstehen, was es bedeutet, wenn man von klein auf nicht dazugehört und ein bisschen den Status der Narrenfreiheit hat. Dazu natürlich auch seine Liebe zur Kleidung, die alle Geschlechter-Regeln durchbricht.

Wie viel Tom dürfen Sie in die Rolle einbringen?
Brauer-Kvam:  
So viel er will.
Neuwirth: Und das ist gar nicht so einfach (lacht).

Theater ist viel textlastiger als Musik ...
Neuwirth:
Wenn man bedenkt, dass ich mir oft meine eigenen Songtexte nicht merken kann, läuft es hier überraschend gut. Auch weil die Bewegung im Vordergrund steht.

Das klingt nach großer Kostüm-Revue.
Brauer-Kvam:
Nein, denn wir wollen ja keine Drag-Show machen.
Neuwirth: Alle jene, die mich im Conchita-Geschirr erwarten, werden wohl maßlos enttäuscht sein. Weil Conchita ist nicht da. Sie kommt nicht vor. Aber es wird wohl Facetten von Frauenkleidern geben.

Conchita:
© Marion Ida
× Conchita:

Tom Neuwirth in "Luziwuzi"

Und wohl auch Gesang?
Neuwirth:
Ja. Auch eine Operetten-Nummer. Auf Deutsch. In Koloratur-Sopran. Schon bei den Proben merke ich, das ich selbstbewusster bin auf der Bühne und einen Hauch theatralischer.

Hätte Sie auch die Rolle der Sisi gereizt?
Neuwirth:
Ja! Nachdem man die Kaiserin ja aktuell von mehr Seiten als je zuvor beleuchtet, wäre auch das interessant gewesen, denn sie war sicherlich nicht nur die Märchen-Prinzessin. Die Bösewichte zu spielen, ist aber immer spannender.

Riskieren Sie damit nicht gar Ihre Pop-Karriere?
Neuwirth:
Geh bitte! Ich schneide niemanden auf und operiere niemanden am offenen Herzen. So what? Wenn ich mich jetzt blamiere, dann ist es vielleicht das erste und letzte Stück, das ich gemacht habe. Aber ich bin so fasziniert von der Schauspielkunst, dass ich damit – für mich – glücklich bin.

Pop, TV und jetzt Theater. Wie bringen Sie das alles unter einen Hut?
Neuwirth:
Mir kommt vor, als wäre es 2015 all over again. Aber es macht ja auch alles extrem Spaß. In der Unterhaltungsbranche einen vollen Kalender zu haben, ist heute ja ein Privileg.

Ist das der Start einer gemeinsamen Theater-Zusammenarbeit?
Brauer-Kvam:
Ich habe schon mindestens 50.000 andere Projekte, die ich in den nächsten 30 Jahren gerne mit Tom machen würde.
Neuwirth: Das würde mir sehr gut gefallen.

Was würde wohl Luziwuzi vom Ihrem Stück halten?
Neuwirth:
Ich denke, es würde ihm gefallen. Vielleicht bin ich ihm nur nicht böse genug!   

Conchita:
© zeidler
× Conchita:

Neuwirth & Brauer-Kvam mit oe24-Reporter Thomas Zeidler-Künz

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