Wer einen Blick auf die Dreharbeiten zum Hollywoodfilm "Knight and Day" mit Tom Cruise und Cameron Diaz in Salzburg ergattern will, muss mitunter Handgreiflichkeiten in Kauf nehmen. Gestern, Sonntag, am vierten Drehtag, warteten Schaulustige acht Stunden lang, bis Cruise gegen 1.00 Uhr in einer schwarzen Limousine am "Platzl" bei der Staatsbrücke vorfuhr. Jugendliche, die sich am Absperrzaun festhielten, ernteten Fingerschläge. Hobbyfotografen wurden die Kameras weggeschlagen.
Auch Kinder geschlagen
"Das ist Privateigentum." Mit diesen
Worten, in englischer Sprache, verjagten Crewmitglieder einige Schaulustige,
die über die verhüllten, zwei Meter hohen Drahtzäune in die Linzergasse
hinein sehen wollten. Wer nicht sofort reagierte, "dem wurde auf die Finger
gehaut", berichtete ein Augenzeuge verärgert. "Da waren Kinder dabei."
Das Filmteam war gereizt
Hatten sich doch schon seit 17.00 Uhr
wiederholt Passanten und Journalisten auf Laternensockeln, die
Staatsbrückenmauer und eine Leiter postiert, um einen Blick auf Cameron Diaz
zu erhaschen und den Auslöser zu drücken. 20th Century Fox will vor dem
Kinostart keine privaten Filmaufnahmen im Internet sehen. Doch hermetisch
abriegeln lässt sich der Drehort nicht. Um zu Fotos zu kommen, gingen
mehrere Reporter am "Platzl" auf Herbergsuche und fanden schließlich Einlass
in den angrenzenden Geschäftsgebäuden. "Die Filmcrew bat uns, die Lichter
einzuschalten", erklärte ein Firmenmanager, warum er auch am Sonntag im Büro
sitzt. Die Fotografen bauten ihre Stative vor den Fenstern auf. "Das ist
nicht erlaubt", schrie ein Crewmitglied und schickte einen Polizisten in den
dritten Stock. Regisseur James Mangold fange erst zu drehen an, wenn die
Paparazzi abziehen, hieß es.
Deal
Während Reinigungslastwagen die Linzergasse für den Dreh
nass spritzten, bot der Aufnahmeleiter einen Deal an: Um 18.30 Uhr treffe Tom
Cruise vor dem Hotel Stein ein, dort könnten Fotos gemacht werden. "Dann
habt ihr den Tom." Doch das Gentleman Agreement entpuppte sich als Finte.
Drei Schülerinnen, die sich zu den Reportern gesellten, zogen mit ihren
Autogrammkarten und DVDs am späten Abend enttäuscht ab. Ein Crewmitglied
echauffierte sich über eine Passantin, die am Gehsteig plauderte. "Redet's
nicht so viel." In der Welt von Hollywood herrscht offenbar Redeverbot. Erst
recht Mitwirkenden, die sich nicht daran halten: Ihnen droht der Rausschmiss.
Sperre
Komparsenbegleiter Willi Schaden, der einen Hoteldiener
spielte, verrät nur soviel: "Der
Film ist eine Liebeskomödie, ein amerikanisches Road Movie."
Ein Statist, der einen der zahlreichen Polizisten am Set imitierte,
verweigerte das Gespräch. Für Passanten, welche anfangs die echten von den
unechten Uniformierten nicht unterscheiden konnten, galt bald die
Faustregel: Die, die reden, sind die echten. "Sowohl die Autofahrer als auch
die Fußgänger haben überwiegend Verständnis für die Dreharbeiten gezeigt",
sagte Chefinspektor Wolfgang Ebner, der den Verkehr regelte. Gedreht wurde
bis 4.00 Uhr in der Früh. Für einen Hubschraubereinsatz wird am, Montag,
23.11., der Rudolfskai von 19.00 bis 23.00 Uhr gesperrt. Der Verkehr wird
über die Staatsbrücke umgeleitet.