Männertanz
Haider spaltet das Land
19.03.2011
Alfons Haider hat die erste große Hürde genommen. Der Männertanz geht in Runde 2.
Das Lampenfieber vor dem ersten Männertanz überstieg alles, was Alfons Haider (53) bis jetzt in seiner Karriere erlebt hatte. Für den ORF entwickelte sich die Tanz-Revolution zum Jackpot: 1,12 Millionen verfolgten den sportlichen Cha-Cha-Cha von Haider und Profi-Tänzer Vadim Garbuzov (23). Ein Spitzenwert , den es in der gesamten fünften Staffel nicht gab. Nicht einmal beim Finale.
Entscheidung
Die Entscheidung, ob sich Haider für die nächste Runde qualifiziert, war eine Zitterpartie bis zur letzten Minute. Haider war überzeugt: „Heute flieg ich raus!“ Der ORF-Star wusste, die Frage des Abends lautete nicht: Wer hat die beste Tanztechnik, sondern: Wollen die Österreicher Alfons Haider mit einem Mann bei Dancing Stars tanzen sehen oder nicht?
Geteilte Meinung
Und sein Männertanz spaltet nach wie vor das Land. Eine brandaktuelle ÖSTERREICH-Umfrage zeigt, dass es eine knappe Mehrheit für Haider gibt.
- 44 Prozent der Österreicher sind der Meinung, dass Haider mit einem Mann tanzen soll.
- 42 Prozent sind noch immer dagegen.
- Vor allem die Frauen geben Haider Rückhalt: 47% sehen gerne den Männertanz. Ganz anders die Meinung bei den Männern: Hier lehnen 51% die Tanzrevolution ab.
- Ganz locker mit dem Thema gehen auch die Jungen um: Für 54% der unter 30-Jährigen soll Haider mit Vadim Garbuzov tanzen.
Will der Entertainer bei Dancing Stars weitere Runden überstehen, wird er noch viel Überzeugungsarbeit für den Männertanz leisten müssen.
Ab jetzt Runde 2
Die Erleichterung war Freitagnacht im Dancing Stars-Ballroom spürbar: Minutenlang lagen sich Haider und Moderatorin Mirjam Weichselbraun in den Armen. Der Entertainer kämpfte mit den Tränen. Und Haiders Mama, die schon während seines Tanzes nonstop weinte, meinte nach der Show vollkommen gerührt: „Ich bin so stolz auf ihn.“
Video: Der Männertanz bei Dancing Stars
Dancing Star Alfons Haider analysiert für ÖSTERREICH seinen ersten Männertanz:
„Vive La Revolution“
Das hat uns Klaus Eberhartinger auf den Weg in den Ballroom mitgegeben. Wir durften Neuland betreten – als erstes gleichgeschlechtliches männliches Tanzpaar bei Dancing Stars aufzutreten. Wie so oft bleiben angekündigte Skandale dann aus. Und es ist gut so. Ich habe mir große Mühe gegeben, habe gegen harte Konkurrenz – knapp – bestanden. Bestanden, weil die ÖsterreicherInnen uns nicht ausscheiden ließen. Aber warum? Blick zurück auf eine Chronologie der Entrüstung.
Haider: Mein Männertanz teilte Österreich
Am 11.1.2011, genau zwei Monate vor der ersten Sendung, platzt die Bombe – ich tanze bei Dancing Stars mit einem männlichen Tanzprofi. Diese Meldung teilt Österreich in jene, die sagen: „Na und?“ und jene, die sich darüber fürchterlich aufregen. Möglicherweise aus Angst, ihren Kindern Wahrheiten über unsere Gesellschaft erklären zu müssen? Manche Meinungsträger haben dies genutzt, um zusätzlich Ängste zu schüren. „Man wird sich bald entschuldigen müssen, wenn man Hetero ist“ – das ist, verzeihen Sie mir den Ausdruck, Schwachsinn. Ich bin nicht eines Tages aufgewacht und habe beschlossen: „Ab heute werde ich schwul!“
Haider: Hat sich die Aufregung gelohnt? Ja, und ob!
Am 7.2.2011 begann für mich das Training. Als sportlich aktiver Anfang-Fünfziger musste ich schmerzlich erkennen, was es bedeutet, einem um 30 Jahre jüngeren Vollprofi tänzerisch ausgeliefert zu sein. Ich dachte, sich 90 Sekunden Tanzschritte zu merken sollte für einen Schauspieler kein allzu großes Problem darstellen. Aber weit gefehlt!
All das lief dann wie im Zeitraffer vor mir ab, als ich am Freitag knapp vor dem Ausscheiden stand. Und dazu die Frage, ob sich die Aufregung gelohnt hat? Ja, und ob! Wir sind an unsere Grenzen gefordert und trotzdem wollen wir weitergehen. Den nächsten Tanz lernen, scheitern, üben, weinen, schreien, verzweifeln, üben, scheitern, üben,… freuen!
(ida)