Daniel Barenboim wird das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker im Jahr 2014 dirigieren. Wie die Philharmoniker heute, Montag, gegenüber der APA bekanntgaben, wird der Dirigent, der 2009 erstmals das renommierte Konzert zum Jahreswechsel leitete, für die nächste Ausgabe erneut eingeladen. Die Philharmoniker "würdigen damit sowohl das 25-Jahr-Jubiläum ihrer Zusammenarbeit" mit dem Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper Unter den Linden "als auch Daniel Barenboims künstlerisches Wirken sowie sein weltweit beachtetes, von hohem persönlichen Mut getragenes Bemühen, Brücken zu bauen und scheinbar Unversöhnliches zu versöhnen".
Die erneute Einladung als Dirigent des Wiener Neujahrskonzerts gesellt sich in den Reigen der Gratulationen und Ehrungen zu Barenboims 70. Geburtstag, den er am 15. November feierte, sowie zu seinem 60-jährigen Bühnenjubiläum. Sein Arbeitspensum ist gewaltig: Neben zahlreichen Tourneeauftritten als Pianist und Dirigent mit den renommiertesten Orchestern weltweit - darunter regelmäßig die Wiener Philharmoniker - bekleidet Barenboim als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden, als Musikdirektor der Mailänder Scala sowie an der Spitze seines West-Eastern-Divan-Orchestras gleich mehrere hochrangige Vollzeitstellen.
Der am 15. November 1942 in Buenos Aires geborene Enkel russischer Einwanderer hat dabei zahlreiche Identifikationen aufgebaut. "Ich bin weder nur Jude, Argentinier oder in Deutschland lebender Musiker - ein moderner Mensch definiert sich vor allem durch die Möglichkeit, mehrere Identitäten zu haben", sagte er einst im Interview. "Wenn ich eine Bruckner-Sinfonie dirigiere, werde ich bewusst oder unbewusst zum Mitteleuropäer. Und wenn ich Tango am Klavier spiele, bin ich Argentinier." In jedem Falle besitzt Barenboim heute die argentinische, israelische, spanische und die symbolische palästinensische Staatsangehörigkeit.
Gerade im Nahostkonflikt ist Barenboim der Positionierung nie aus dem Weg gegangen. So hatte er 1999 gemeinsam mit dem in Palästina geborenen Literaturwissenschafter Edward Said das West-Eastern Divan Orchestra gegründet - bestehend aus jungen israelischen und arabischen Musikern. Und 2001 sorgte er mit einer Zugabe aus Wagners "Tristan und Isolde" bei einem Konzert in Israel für Protest. Wagner sei Antisemit gewesen, seine Musik aber nicht, begründete Barenboim damals den Tabubruch.
Er selbst war 1952 als Kind mit seinen Eltern nach Israel gezogen. Da war die Karriere des Wunderkinds bereits in vollem Gange. Nach dem Klavierstudium in Italien und Kompositionsunterricht bei Nadia Boulanger in Paris, spielte Barenboim 1954 noch seinem großen Idol, Wilhelm Furtwängler, vor. Die Einladung des Dirigenten zu den Berliner Philharmonikern durfte er aber nicht annehmen - für Barenboims Vater war neun Jahre nach Kriegsende die Zeit für den Auftritt eines Juden in Deutschland noch nicht reif. Erst 1964, zum zehnten Todestag Furtwänglers, spielte Barenboim in Berlin dessen Klavierkonzert. In den 50er und 60er-Jahren reiste er dann als Konzertpianist durch die Welt, spielte mit Otto Klemperer Beethovens Klavierkonzerte ein und stellte die Weichen für seine zweite Karriere als Dirigent.
Im Juli 1987 wurde Barenboim künstlerischer Direktor der neuen Pariser Bastille-Oper. Die Arbeit am Renommierprojekt endete aber alsbald im Eklat und der Maestro wurde seines Postens enthoben. Im selben Jahr musste Barenboim auch noch einen persönlichen Schicksalsschlag verkraften. Seine Frau, die britische Cellistin Jacqueline Du Pre, mit der er seit 1967 verheiratet war, starb nach langem Leiden an Multipler Sklerose. Später heiratete er die Pianistin Elena Bashkirowa. Barenboims Sohn David ist heute Rap-Produzent, Sohn Michael Violinist.
In der Nachfolge von Georg Solti wurde Barenboim 1991 Chefdirigent des Chicago Symphony Orchestra, ein Jahr später trat er an die Spitze der Berliner Staatsoper als Generalmusikdirektor. Mittlerweile ernannte ihn die Berliner Staatskapelle zum Ehrendirigenten auf Lebenszeit. Da diese Vollzeitstellen Barenboim allerdings nicht auszulasten scheinen, übernahm er 2011 eine weitere renommierte Stelle: Seither ist er auch Musikdirektor der Mailänder Scala.
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