Jelineks Nazi-Drama „Rechnitz“ feiert in München Premiere. Und bald in Wien?
Das Szenario ist beklemmend: Gräfin Margit Batthyány , eine Enkelin August Thyssens, gibt am 25. März 1945 eine Nazi-Party auf ihrem burgenländischen Schloss Rechnitz. Gegen Mitternacht werden 200 jüdische Zwangsarbeiter auf einer Wiese zusammengetrieben und von den Festgästen mittels Genickschüssen niedergemetzelt. Dann wird weitergefeiert ...
Massaker
Österreichs Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek
hat das – niemals ganz aufgeklärte, geschweige denn gesühnte –Nazi-Massaker
zu einem neuen, erschreckenden Stück verarbeitet: Rechnitz (Der Würgeengel)
hat heute an den Münchner Kammerspielen Uraufführung. Warum eigentlich in
München und nicht auf einer österreichischen Bühne? Der scheidende
Burgtheaterdirektor Klaus Bachler bedauert das: „Prinzipiell gehörte jedes
Jelinek-Stück nach Wien. Und natürlich sollte man auch Rechnitz ganz
dringend hier spielen! Für mich geht sich das jetzt nicht mehr aus – aber es
gibt ja einen Nachfolger“ – spielt Bachler auf den nächsten Burgtheater-Boss
Matthias Hartmann an.
Direktoren
Auch Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger findet,
dass Rechnitz auf eine heimische Bühne gehört: „Ich finde das Stück
wahnsinnig interessant und faszinierend! Als ich es gelesen habe, war ich
hin und weg.“ Nicht anders sieht das sein Volkstheater-Kollege Michael
Schottenberg: „Ich könnte mir eine Aufführung an unserem Haus sehr gut
vorstellen.“
Nicht anders sieht das sein Josefstadt-Kollege Herbert Föttinger, der das Jelinek-Drama „besonders nahegehend“ empfindet.
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