Gert Voss erklärt die 7-Stunden-Aufführung.
Premiere. In Hartmanns siebenstündiger Inszenierung wird der erste Teil, das effektvolle Stück mit der populären Gretchentragödie, in dem der rastlose Wissenschaftler Faust seine Seele dem Teufel Mephisto verschreibt, vier Stunden dauern. Für den doppelt so langen, schwierigen, rätselhaften Faust II, an dem der Dichter bis zu seinem Lebensende gearbeitet hatte, bleiben (wenn man die Pausen abzieht) höchstens zwei Stunden Spieldauer.
Vor neun Jahren hievte Regisseur Peter Stein Goethes gigantisches Sprachkunstwerk mit seinen 12.111 Versen vollständig auf die Bühne. In seinem 21-stündigen Marstheaterspektakel mit Bruno Ganz erforschte der Titelheld im 14-stündigen zweiten Teil Antike und Mittelalter und reiste durch die Welt, assistiert vom vierfach besetzten Mephisto, der zum Sextouristen verkommt.
Mehrerer „Fausts“, mehrere „Mephistos“
Gestürmt.
Die Produktion wurde von der Kritik verrissen, vom Publikum in Hannover,
Berlin und Wien gestürmt.
In Hartmanns Wiener Fassung, in der die beiden Teile streng getrennt, anders inszeniert und besetzt sind, spielt im ersten Teil Gert Voss, der König des Burgtheaters, den teuflischen Verführer Mephisto, Tobias Moretti verkörpert den Faust. In Faust II gibt es keine eindeutigen Rollen-Zuordnungen, aber die wesentlichen Faust-Texte spricht Tilo Nest, der wichtigste Mephisto ist Joachim Meyerhoff.
„Hartmann will im zweiten Teil experimentieren“
„Hartmann
macht den zweiten Teil ganz anders“, erzählt Gert Voss. „Es tut mir leid,
dass ich nicht auch in Faust II den Mephisto spiele, weil der dort ganz
andere Dimensionen hat. Er erfindet das Geld, Faust wird ein ungeheuerlicher
Potentat, der über Menschenleben entscheidet. Der zweite Teil ist keine
Geschichte, die man nacherzählen könnte, er besteht aus vielen, rätselhaften
Episoden, es gibt lauter Allegorien und philosophische Metaphern.“
Videoinstallation. Voss weiter: „Hartmann will den ersten Teil erzählen, im zweiten Teil experimentieren – mit Videoinstallationen zum Beispiel.“