Kritik

Der Stadtneurotiker in der Wiener Stadthalle

24.12.2007

Vor 2.200 Besuchern blies Woody Allen in der Wiener Stadthalle die Klarinette.

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© AFP
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Konzert
Er kam als fünfter Musiker auf die Bühne und war doch die Nummer eins. Gestern gastierte Woody Allen als Klarinettist der Eddy Davis New Orleans Jazz Band in der ausverkauften Wiener Stadthalle F und wurde dabei der Rolle des neurotischen Eigenbrötlers auf musikalischen Abwegen mehr als gerecht.

Gedankenverloren blies er zum Orleans-Sound à la Ice Cream, Till We Meet Again oder Basonstreet Blues seine Klarinette – und das durchaus akzeptabel! Dazwischen zappelte er immer wieder auf seinem Sessel herum und blickte, mit dem linken Fuß wippend, ins Leere.

Fashion
Schon nach nur eineinhalb Songs legte Allen den fashion-technisch nicht gerade aktuellen grauen Wollpullover ab – und damit auch alle Hemmungen. Ein beherztes Solo entlockte den 2.200 Fans, die bis zu 113 Euro für ihr Ticket hingeblättert hatten, erheblichen Applaus. Die Zugaben absolvierte er dann stehend – und wieder wippend.

Selten wurde bei einem Konzert der Musik weniger Aufmerksamkeit geschenkt als bei diesem. Die Gesten und die Mimik des sich zwanghaft hinter seiner Band versteckenden Star-Regisseurs allein waren schon den Besuch wert.

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