Ernst Fuchs 1930-2015
Der stille Tod des Malerfürsten
09.11.2015
Vom Wunderkind zum Universalkünstler. Abschied von Ernst Fuchs.
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Am Montag um 2.45 Uhr ist Ernst Fuchs (85) friedlich eingeschlafen. Seine Familie, die sich im „Schichtdienst“ im Wiener Sophienspital abwechselte, war bis zuletzt bei ihm.
Mit Ernst Fuchs verliert die Zweite Republik ihr letztes Gesamtkunstwerk. Der Malerfürst mit dem selbst entworfenen Käppchen war ein Meister der Selbstinszenierung, hinterließ aber auch ein eindrucksvolles Lebenswerk als Maler, Designer und Komponist.
Nach dem Krieg, als erst 15-Jähriger, galt er an der Akademie als Schüler von Albert Paris Gütersloh als Wunderkind. Gemeinsam mit seinem besten Freund Arik Brauer, Rudolf Hausner und Wolfgang Hutter gründete er die Wiener Schule des Phantastischen Realismus, gestaltete Kirchen und Kapellen. Er war stark vom Surrealisten Salvador Dalí inspiriert, mit dem ihn auch eine Freundschaft verband.
Beim Publikum war Fuchs immer populär, bei den Kritikern war sein Stil seiner symbolhaften, fantastischen, meist auch religiösen Bilder umstritten.
Fuchs stand auch immer im Mittelpunkt der Society. Mit drei Frauen und vier Geliebten hatte er 16 Kinder, für die er Vater und Mutter war. „Deshalb sagen sie auch Mapa zu mir“, erzählte er einmal.
Seine Scheidung von Eva Fuchs und seine Verlobung mit seiner Muse Uta Saabel sorgten für Aufsehen.
Ernst Fuchs wird seinem Wunsch gemäß am Hütteldorfer Friedhof beigesetzt.
Tillmann Fuchs: ›Ein tolles Leben hingelegt‹
Foto: Tilmann und Ernst Fuchs
Ich habe nicht nur den genialsten Vater, den man sich vorstellen kann, sondern auch meinen besten Freund verloren.
Gemessen an an seinen Voraussetzungen, hat mein Vater ein tolles Leben hingelegt. Wenn du als Sohn eines jüdischen Altwarenhändlers geboren wirst, der nach Schanghai emigrieren muss, ist dir nicht in die Wiege gelegt, dass du einmal ein so reiches Werk und so ein eindrucksvolles Leben hinterlassen wirst.
15 Kinder, die liebevoll von ihm Abschied genommen haben, ein grandioses Lebenswerk, Freunde wie Salvador Dalí, Donna Summer oder Dave Brubeck. Und wenn Otto Wagner in Wien wieder geschätzt wird, ist das auch sein Verdienst. Er hat nicht nur die baufällige Villa in Hütteldorf renoviert, er hat sich auch für die Erhaltung der Stadtbahnstationen eingesetzt, die schon abgerissen werden sollten.
Ich hatte eine paradiesische Kindheit und mir als Bub geschworen, so sein zu wollen wie er, wenn ich einmal Kinder habe. Er war immer voll Tatendrang, immer positiv, ist immer loyal hinter uns gestanden.
In den Jahren, als er nicht so in Mode war, hat er sich auch nicht darüber gekränkt. Er war ja immer schon umstritten. Gleich nach 1945, als gegenständliche Kunst verpönt war, hat er sich nicht darum geschert, ist immer seinen Weg gegangen. Mein Vater stand über den Dingen.
Er war immer ein Publikumsliebling. Für mich vergleichbar mit der Helene Fischer, der auch schnuppe ist, was die Kritiker sagen.
Er hat es verdient, so sterben zu dürfen. Bis zuletzt war er aktiv. Vor einer Woche haben wir noch die letzte Ausfahrt im geliebten Rolls-Royce gemacht, den der Norbert Blecha für ihn hergerichtet hat. In der Nacht auf Montag ist er friedlich eingeschlafen. Wir konnten alle Abschied nehmen.