Wie gut/schwach sind heuer die Festspiele?
Während in vergangenen Jahren deftige Inszenierungen wie etwa Luk Percevals Schlachten für Diskussionen in Salzburg sorgten, war heuer eine schlichte Rede der Festspiel-Aufreger. Daniel Kehlmanns Attacke aufs „Regietheater“ wurde ebenso heftig akklamiert (Nitsch: „Das Regietheater ist eine Seuche!“) wie verhöhnt: Als „unglaublichen Schwachsinn“ empfand Regisseur Claus Guth Kehlmanns Ausritt.
Möwe
Wenig mit den schrillen Auswüchsen des „Regietheaters“
hatte dann Jürgen Goschs Inszenierung von Tschechows Möwe
zu tun: Hier agierten blendende Akteure vor einer mausgrauen Wand und
vermittelten dem Publikum den Eindruck, es wohne einer (genialen) Stellprobe
bei.
Teurer Aufwand nicht gerechtfertigt
Da gemahnte Sebastian Nüblings
Judith-Collage auf der Perner-Insel mit drei Judith-Darstellerinnen
und sechs Holofernessen schon eher an „Regietheater“. Hier ging man
wenigstens Risiken ein! Während der heurige Jedermann – nach dem
Ausscheiden des tollen „Teufels“ Sven-Eric Bechtolf – eher lahmt. Da helfen
die von Regisseur Christian Stückl offenbar ziemlich im Stich gelassenen
Neo-Stars Ben Becker (Tod) und Peter Jordan (Teufel) nichts.
Opern
Enttäuschend: die bisherigen Opernpremieren in Salzburg.
Händels Theodora ist kein Musiktheater, sondern ein Oratorium.
Was, entgegen der Absicht des Komponisten, auch für Nonos Al gran
sole carico d'amore zutrifft: ein Besuch im Museum der Moderne, der den
teuren szenischen Aufwand nicht rechtfertigt. Dazu Mozarts Così fan tutte,
von Claus Guth als Partnertausch mit seelischen Wunden recht modisch
inszeniert.
Konzerte
Musikalische Ereignisse gab’s bisher eher bei Konzerten.
Paavo Järvi schärfte in seinem Zyklus das Klangbild der Beethoven-Symphonien
und korrigierte manche Hörgewohnheiten. Die mit konstruktiver Fantasie
programmierten Liszt-Szenen verhalfen Musikfreunden zu manchen Entdeckungen.
Joyce DiDonato, Janine Jansen, Martha Argerich sind Persönlichkeiten, denen
man in Salzburg begegnen will.