Neue Welle
Die "Helden" kriegen Konkurrenz: Karpatenhund
18.03.2008
Hinter dem tollen Künstlernamen verbirgt sich auch eine tolle neue Band. Die neuen "Helden" des Jahres 2008? "Zusammen verschwinden" hier!
Das gleichnamige Hörspiel war schuld. Die Wahl des Namens fiel auf dieses ungewöhnliche Wortkonstrukt, weil "es eben am Besten klang", so der Tenor der jungen Kölner Band Karpatenhund. Selbstverständlich, seit geraumer Zeit grassiert eine Neuauflage der "Deutschen Welle". Ob man sie als "neu" bezeichnen kann, sei dahingestellt, allerdings schwimmen im Stream von "Wir sind Helden" so viele neue und frische Bands, die sich allesamt aber als originär und eigenständig präsentieren wollen.
Musikalische Genese
Damals, als Nena oder Grauzone en vogue war,
vollzog sich ein massiver Stilbruch. Zwanzig Jahre später findet eine
Entwicklung statt, die dieser durchaus ähnelt. Längerfristig etablieren sich
im Gegensatz zu Castingbands Können, Talent und vorallem eines: das Spielen
von Instrumenten. Die neuen Deutschen Bands konzentrieren sich dabei auf das
momentan pulsierende Herz der Fans für brodelnde Gitarren und emotionelle
Lyrics, die ein berechtigtes Verlangen widerspiegeln. In Zeiten der
Globalisierung, der hohen Arbeitslosigkeit wie auch der perfiden
Leistungsgesellschaft, die etliches an Substanz abverlangt, ist der Wunsch
nach Wärme und Musik, die von Herzem kommt, vielleicht auch wieder größer
geworden.
Unelitär
Bei Karpatenhund gab es eine ähnliche Genese. "Unelitär
und für jeden zugänglich" sollte die Musik sein, die
Karpatenhund bei ihrer Gründung im Jahr 2004 plante. So ist sie schließlich
auch geworden, wenngleich auch nicht auf den Trend des Jahres 2008
verzichtet wurde. Der Sound der 80er Jahre - auf die Neuzeit adaptiert - ist
auch in den Zwischentönen ihrer an Pop-Rock orientierten Musik erkennbar.
Die Stimme von Frontfrau Claire ist charismatisch und feinfühlig zugleich.
Hochgespielt
Der Werdegang war hart. Etliche Konzerte musste die
Band in Kauf nehmen, ehe Plattenbosse auf sie aufmerksam wurden. Mit ihrem
Griff lagen sie dabei aber goldrichtig. Schließlich nahm sie Virgin unter
Vertrag, das Major-Label garantierte ausreichende PR. Als dann auch noch der
deutsche Sender ARD die Band für sich entdeckte und ihren Sound kurzerhand
für ihre Soap "Türkisch für Anfänger" haben
wollte, war der Aufwärtstrend bereits deutlich zu erkennen.
Auf den Zug gesprungen
Das self-titeld-Album "Karpatenhund"
folgte. Nun hat sich auf der Sender MTV vollends auf das Quintett
geschmissen und ihre neue Single "Zusammen Verschwinden" ins
Programm genommen. Wohl ein Garant für ein Push-End in höhere Höhen. Der
Level, der nun erreicht wurde, lässt erahnen, dass den ansehnlichen und
akustisch genehmen "Wir sind Helden" gehörig Konkurrenz gemacht
wird. Die Einflüsse des britischen Indie-Rocks sind unverkennbar.
Karpatenhund haben auch schon die Band Juli auf ihrer Tour begleitet. Nach
ihrem Chelsea-Gig im letzten Jahr sicherlich bald wieder in Österreich live
zu erleben.