Betritt man die Seetribüne, wähnt man sich auf einer Baustelle: Zwei gewaltige Kräne flankieren die Bühne, außer den dominanten blauen Füßen erblickt man auf und neben ihr vielerlei Kulissen-Elemente und ahnt, dass diese während der Aufführung bewegt und zusammengesetzt werden sollen.
Spektakel der Superlative
Aida, heuer das Spiel auf dem
See, wurde in Bregenz aus der Wüste in ein riesiges Planschbecken verlegt.
Regisseur Graham Vick inszenierte darin statt Verdis Oper ein Spektakel der
Superlative mit einem Massenaufgebot an Statisten, Stunt Performers, Doubles. Der Besucher kommt aus
dem Schauen und Staunen nicht heraus. Neben dem, im und teilweise auch unter
Wasser findet ständig Action statt, deren Präzision bewundernswert ist, wenn
auch ihre Sinnhaftigkeit trotz mancher weltpolitischer Assoziationen nicht
überzeugt.
Keine Angst
Die Sänger müssen schwindelfrei sein, dürfen weder
Wasser- noch Höhenangst haben. Von ihnen werden beträchtliche sportliche
Leistungen verlangt. Denen ist der vokale Kraftmeier Rubens Pelizzari
(Radames) nicht ganz gewachsen. Viel besser das Paar Aida und Amonasro
(Tatiana Serjan, Iain Peterson), die singend Emotionen glaubhaft machen.
Sensationell Iano Tamar, zum Mezzo mutiert und die beste Amneris seit Agnes
Baltsa, mit nuanciertem Wohlklang, intensivem Ausdruck, sinnlichem
Timbre.
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Ferner Beat
Die Solisten profitieren von der situationsgenauen
Tonverstärkung, ebenso die Chöre. Das im Festspielhaus spielende Orchester
(Wiener Symphoniker) klingt als Roundup-Beschallung im Forte aufdringlich,
im Piano schwächlich. Der ferne Beat einer Disco und das Betriebsgeräusch
der Kräne lenken davon ab, dass der Dirigent (Carlo Rizzi) mit der
speziellen Bregenzer Situation nicht ganz klarkommt.