Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger erinnert sich im ÖSTERREICH-Interview an einen „enthusiastischen und kraftvollen“ Fritz Muliar.
ÖSTERREICH: Herr Direktor, wie bleibt Ihnen Fritz Muliar in Erinnerung?
Herbert Föttinger: Ich bin todtraurig. Mit Fritz Muliar verliert Österreich eine Legende, wie es sie vielleicht nie mehr geben wird. Er war ein großer Darsteller mit einem lebenslangen Bekenntnis zum Theater an der Josefstadt. Persönlich verliere ich einen guten Freund.
ÖSTERREICH: Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen, und welchen Eindruck machte er auf Sie?
Föttinger: Es war vor kurzer Zeit: Ich kam aus New York zurück, weil ich Details für unser neues Projekt Mr. Greens 2. Chance geklärt habe. Ich erzählte Muliar davon, er sprühte nur so vor Energie und Vorfreude. Die Proben hätten im Oktober beginnen sollen.
ÖSTERREICH: Wie würden Sie den Menschen Fritz Muliar beschreiben?
Föttinger: Er war enthusiastisch, agil, neugierig, kraftvoll – und das mit 89 Jahren. Zuletzt hat er mir ganz euphorisch von seinen Urlaubsplänen erzählt, er wollte im Sommer nach Kreta. Vor allem aber seine Sehnsucht zur Bühne trieb ihn an – das hat ihn förmlich am Leben erhalten. Es schien so, als wollte er dem Tod ein Schnippchen schlagen.
ÖSTERREICH: Hat er in Ihrer Gegenwart seine Atemprobleme erwähnt?
Föttinger: Natürlich habe ich von seinen Gesundheitsproblemen gewusst. Während der Proben hatte er nie Beschwerden. Er hat mir einmal erzählt, dass es so schrecklich sei, wenn man im Kopf noch so jung wie er sei, der Körper aber nicht mehr richtig mitmache. Er hatte aber keine Angst vor dem Tod, alle Gedanken daran hat er durch seine Fantasie weggesteckt.
ÖSTERREICH: Wie geht es jetzt am Theater weiter?
Föttinger: Vor den Proben am Montag gab es eine Gedenkminute, vor der Aufführung am Dienstag werde ich persönlich vor dem Publikum an Muliar erinnern.