Mit 93 Jahren
Dirigent Julius Rudel gestorben
27.06.2014
Der gebürtige Österreicher leitete unter anderem die New York City Opera.
Der in Wien geborene und 1938 in die USA emigrierte Dirigent und langjährige künstlerische Leiter der New York City Opera, Julius Rudel, ist tot. Er starb am Donnerstag im Alter von 93 Jahren in seinem Haus in Manhattan, wie die "New York Times" unter Berufung auf Rudels Sohn Anthony berichtete.
Groß in New York
Rudel stand von 1957 bis 1979 an der Spitze der renommierten New York City Opera. Im vergangenen Oktober ging sie, rund 70 Jahre nach der Gründung, in Insolvenz und musste schließen. "In meinen kühnsten Träumen hätte ich mir nicht vorgestellt, dass ich das Haus überleben würde", sagte Rudel damals der "New York Times".
Rudel wurde am 6. März 1921 in Wien geboren. Er besuchte das Gymnasium in der Kandlgasse und erhielt Klavierunterricht. Nach der Machtergreifung Hitlers emigrierte er 1938 nach Amerika, wo er ein Klavier-, Kompositions- und Kapellmeisterstudium absolvierte. Bereits 1944 gab Rudel sein Debüt als Dirigent an der New York City Opera (NYCO), die sich als "Volksoper" im Gegensatz zur Metropolitan Opera profilierte. 1957 wurde er schließlich zu deren künstlerischen Leiter und Chefdirigent.
In den mehr als zwanzig Jahren seiner Führung machte er das Haus zu einem der bedeutendsten und wichtigsten Opernhäuser in den USA. Einer seiner größten Verdienste war die Aufführung europäischer und amerikanischer zeitgenössischer Musik. Als "Musikbotschafter Österreichs" sorgte er auch für die Verbreitung österreichischer Musik. Unter seiner Leitung geriet die NYCO auch zur Talentschmiede. So entdeckte Rudel viele später berühmt gewordener Künstler, darunter Placido Domingo, Beverly Sills und Samuel Ramey.
Er fungierte auch regelmäßig als Gastdirigent an der Met sowie an zahlreichen anderen Häusern, unter anderem in Berlin, Mailand, London, Buenos Aires, Wien, Paris und München. 2003 erhielt Julius Rudel die "Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold".