Ein Operndirektor zum Anfassen

Dominique Meyer hat in seiner Pariser Vergangenheit Diplomatie gelernt. Der neue Opernchef weiß, wie man Sympathie erzielt, pflegt, nutzbringend vermehrt. Sein Umgang mit Politikern, Publikum, Medien, Society und Mitarbeitern ist bewusst liebenswürdig. Ein Direktor zum Anfassen.

Die Premieren
Ergebnis 50:50. Cardillac, Alcina, Anna Bolena waren große Erfolge, Don Giovanni und Die Hochzeit des Figaro eher Flops, zuletzt Katja Kabanova ebenfalls enttäuschend. Schwierigkeiten mit der Regisseur-Auswahl hat heute allerdings jeder Opernchef (und hatte auch Holender).

Das Repertoire
Ein tauglicher Mix aus Opern-Alltag und ein paar starken Revitalisierungen (Billy Budd, Jenufa, Arabella). Ensemble-Aufbau und -Einsatz wirkten gelegentlich widersprüchlich. Stimmen und Persönlichkeiten häufig zu schmal für Dimension und Anspruch der Staatsoper.

Das Ballett
Der bisher größte Erfolg dieser Direktion. Ein neuer Chef (Manuel Legris), neue Disziplin und hierarchische Ordnung, ein gutes Programm und starker Publikumszuspruch. Tanz hat wieder hohen Stellenwert in der Oper.

Die Bilanz
Dominique Meyer hat Konsens mit dem Orchester erzielt und erhält eine neue Probebühne. Die Auslastung ist toll. Mehr Ereignishaftes auf der Bühne wäre jedoch zu wünschen. Damit die Spannung steigt. Davon würden Theater und Publikum profitieren.

Der Ballett-Chef tanzt selbst

Nurejew-Gala in der Wiener Staatsoper – mit Auftritt von Ballettchef Manuel Legris.

1964 trat Rudolf Nurejew zum ersten Mal, ein Vierteljahrhundert später zum letzten Mal an der Staatsoper auf. In 22 Rollen begeisterte er das Publikum. In Paris hatte er eine leitende Funktion, im dortigen Opernballett war Manuel Legris ein von ihm besonders gefördertes Ensemblemitglied. Der neue Chef des Wiener Staatsballetts will daher in der heutigen Nurejew-Gala an seinen Mentor und eine auch in Wien prägende Persönlichkeit erinnern. 14 Nummern umfasst das Programm; in zwei davon wird Legris selbst auftreten.