25. April bis 4. Mai

Donaufestival wartet mit viel Neuem auf

Teilen

Kuratorin Gabrielle Cram setzt auf "hybriden Charakter" des Festivals.

Gelöschte Symphonien, intellektuell aufgeladene Jahrmärkte, queere Identitätssuche einer Region: Der Performanceschwerpunkt des diesjährigen Donaufestivals in Krems (25. April bis 4. Mai) widmet sich Formen "jenseits des Theaters" und setzt damit ganz auf einen "hybriden Charakter", wie Kuratorin Gabrielle Cram erklärt. Schließlich könne man der "eigenen Sprache und eigenen Anliegen", die das Festival über die Jahre entwickelt hat, folgen: "Ein Luxus."

Große Headliner und Newcomer

Wobei Cram auch ein demokratischer Ansatz abseits großer Headliner wichtig ist, wie sie im APA-Gespräch zu verstehen gibt. "Dadurch gibt es auch mehr Programme, wo Leute nicht in Genres bleiben, sondern darüber hinaus - vor allem in einer sozial engagierten Agenda - arbeiten." Dies wird nicht zuletzt bei einem kleinen, sehr politisch aufgeladenen Lateinamerikafokus mit u.a. Teresa Margolles (27.4.) deutlich oder durch das Immigrant Movement International: Das von Tania Bruguera mitbegründete Kollektiv verlegt am zweiten Wochenende sein Büro temporär in den Kunstraum Stein, sucht Anknüpfungspunkte zu lokalen NGOs und will mit verstreuten Aktionen für sein Anliegen Aufmerksamkeit generieren.

Bunter Mix
Für Cram geht es dabei auch um gesellschaftspolitische Aspekte in einem globalen Kontext, wenn in "transnationalen Konstrukten oder translokalen Formationen" gearbeitet wird. "Dieser Berührungspunkt hat mich interessiert: Wie die Leute in Kollektiven die Grenzen entweder anders verstehen oder sie auch hacken, verändern, verschieben." Verschoben wird der Fokus nicht zuletzt bei Carlos Amorales' "Erased Symphony", bei welcher der Mexikaner zum Auftakt in der Kunsthalle Krems gemeinsam mit dem Klangforum Wien Strauss' "Kaiserwalzer" nach der Schönberg-Transkription bearbeitet, verdichtet und schließlich verschwinden lässt. Die etwas andere Theatererfahrung dürfte sich wiederum bei "Paradisiacal Rites" einstellen: Die Gruppe Saint Genet rund um Derrick Ryan Claude Mitchell nutzt das Forum Frohner als Setting, um während der kompletten Festivalzeit die Natur in den Innenraum zu übersetzen und dabei ein sehr (bild)gewaltiges, konkret die Physis ansprechendes Event zu erzeugen. "Hier ist es die intensive Körperarbeit und damit eine extrem intensive Medialität, die zustande kommt, die sich an sehr existenzialistischen Theaterformen orientiert", so Cram.

   Als "Spurensucher" präsentiert sich Hans Peter Litscher: Der Schweizer Künstler setzt sich mit dem Kremser Transgender- und Queerforscher Otto Retter ebenso auseinander wie dem im Zweiten Weltkrieg in der Region angesiedelten Kriegsgefangenenlager Stalag XVII. Darum herum "spinnt Litscher eine Ausstellung, ein Museum und Führungen", erläutert Cram. Parallel dazu findet in der Wiener Galerie Georg Kargl die Ausstellung "rats live on no evil star" mit Auszügen aus dem bildenden Werk Retters statt.

   Die Künstlergruppe Miasma ruft als The Eel House am 27. April zu einem "Merz-Welt-Neu-Bau". Die Uraufführung ist der zweite Teil einer Trilogie, die im Vorjahr in der Wiener Ankerbrotfabrik ihren Anfang nahm. "Hier bekommt das Publikum konkrete Handlungsanweisungen bzw. wird es vor die Wahl gestellt, auf welcher Seite es stehen oder mitwirken möchte", so Cram. Dadurch komme der Zuschauer in eine "Entscheidungsnot und muss sich selbst positionieren". Die Performance, die im Stadtsaal sowie einem "noch geheimen Ort im Wald" vonstattengehen wird, kann auch online per Livestream genossen werden.

In- und ausländische Künstler
Ebenfalls On- und Offlinewelt verbinden will "Raiders of the Lost Crown", ein "Alternate Reality Game" von Fran Ilich und Diego de la Vega. Ziel des auf den ganzen Festivalzeitraum verteilten Spiels ist, die "Federkrone des Montezuma" zurück nach Mexiko zu holen und Unterstützer für dieses Vorhaben zu sammeln. Happening und filmische Intervention verknüpft wiederum Douglas Gordon in der Kunsthalle (zweites Wochenende), wo er mit seiner Filmklasse der Städelschule in Hamburg ein "All Day Breakfast" veranstaltet - zur Feier der "wichtigsten Mahlzeit des Tages". Genregrenzen sprengen ist schließlich beim "Pataphysischen Jahrmarkt" die oberste Maxime. Der vom französischen Schriftsteller Alfred Jarry geprägte Begriff der "Pataphysik" als Wissenschaft imaginärer Lösungen dient am 26. April u.a. Peter Brandlmayr, Fritz Ostermayer oder dem Zahnarztbohrmaschinenorchester als Ausgangspunkt für ein "Festival im Festival", das sich dem "Stein der Idioten" widmet - musikalisch, literarisch, performativ.

Info
Alle Informationen zum Donaufestival finden Sie unter  www.donaufestival.at.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten