25. April bis 4. Mai
Donaufestival wartet mit viel Neuem auf
18.04.2013
Kuratorin Gabrielle Cram setzt auf "hybriden Charakter" des Festivals.
Gelöschte Symphonien, intellektuell aufgeladene Jahrmärkte, queere
Identitätssuche einer Region: Der Performanceschwerpunkt des diesjährigen
Donaufestivals in Krems (25. April bis 4. Mai) widmet sich Formen "jenseits
des Theaters" und setzt damit ganz auf einen "hybriden Charakter", wie
Kuratorin Gabrielle Cram erklärt. Schließlich könne man der "eigenen Sprache
und eigenen Anliegen", die das Festival über die Jahre entwickelt hat,
folgen: "Ein Luxus."
Große Headliner und
Newcomer
Wobei Cram auch ein demokratischer Ansatz abseits
großer Headliner wichtig ist, wie sie im APA-Gespräch zu verstehen gibt.
"Dadurch gibt es auch mehr Programme, wo Leute nicht in Genres bleiben,
sondern darüber hinaus - vor allem in einer sozial engagierten Agenda -
arbeiten." Dies wird nicht zuletzt bei einem kleinen, sehr politisch
aufgeladenen Lateinamerikafokus mit u.a. Teresa Margolles (27.4.) deutlich
oder durch das Immigrant Movement International: Das von Tania Bruguera
mitbegründete Kollektiv verlegt am zweiten Wochenende sein Büro temporär in
den Kunstraum Stein, sucht Anknüpfungspunkte zu lokalen NGOs und will mit
verstreuten Aktionen für sein Anliegen Aufmerksamkeit
generieren.
Bunter Mix
Für Cram geht es
dabei auch um gesellschaftspolitische Aspekte in einem globalen Kontext,
wenn in "transnationalen Konstrukten oder translokalen Formationen"
gearbeitet wird. "Dieser Berührungspunkt hat mich interessiert: Wie die
Leute in Kollektiven die Grenzen entweder anders verstehen oder sie auch
hacken, verändern, verschieben." Verschoben wird der Fokus nicht zuletzt bei
Carlos Amorales' "Erased Symphony", bei welcher der Mexikaner zum Auftakt in
der Kunsthalle Krems gemeinsam mit dem Klangforum Wien Strauss'
"Kaiserwalzer" nach der Schönberg-Transkription bearbeitet, verdichtet und
schließlich verschwinden lässt. Die etwas andere Theatererfahrung dürfte
sich wiederum bei "Paradisiacal Rites" einstellen: Die Gruppe Saint Genet
rund um Derrick Ryan Claude Mitchell nutzt das Forum Frohner als Setting, um
während der kompletten Festivalzeit die Natur in den Innenraum zu übersetzen
und dabei ein sehr (bild)gewaltiges, konkret die Physis ansprechendes Event
zu erzeugen. "Hier ist es die intensive Körperarbeit und damit eine extrem
intensive Medialität, die zustande kommt, die sich an sehr
existenzialistischen Theaterformen orientiert", so
Cram.
Als "Spurensucher" präsentiert sich Hans Peter
Litscher: Der Schweizer Künstler setzt sich mit dem Kremser Transgender- und
Queerforscher Otto Retter ebenso auseinander wie dem im Zweiten Weltkrieg in
der Region angesiedelten Kriegsgefangenenlager Stalag XVII. Darum herum
"spinnt Litscher eine Ausstellung, ein Museum und Führungen", erläutert
Cram. Parallel dazu findet in der Wiener Galerie Georg Kargl die Ausstellung
"rats live on no evil star" mit Auszügen aus dem bildenden Werk Retters
statt.
Die Künstlergruppe Miasma ruft als The Eel
House am 27. April zu einem "Merz-Welt-Neu-Bau". Die Uraufführung ist der
zweite Teil einer Trilogie, die im Vorjahr in der Wiener Ankerbrotfabrik
ihren Anfang nahm. "Hier bekommt das Publikum konkrete Handlungsanweisungen
bzw. wird es vor die Wahl gestellt, auf welcher Seite es stehen oder
mitwirken möchte", so Cram. Dadurch komme der Zuschauer in eine
"Entscheidungsnot und muss sich selbst positionieren". Die Performance, die
im Stadtsaal sowie einem "noch geheimen Ort im Wald" vonstattengehen wird,
kann auch online per Livestream genossen werden.
In- und
ausländische Künstler
Ebenfalls On- und Offlinewelt
verbinden will "Raiders of the Lost Crown", ein "Alternate Reality Game" von
Fran Ilich und Diego de la Vega. Ziel des auf den ganzen Festivalzeitraum
verteilten Spiels ist, die "Federkrone des Montezuma" zurück nach Mexiko zu
holen und Unterstützer für dieses Vorhaben zu sammeln. Happening und
filmische Intervention verknüpft wiederum Douglas Gordon in der Kunsthalle
(zweites Wochenende), wo er mit seiner Filmklasse der Städelschule in
Hamburg ein "All Day Breakfast" veranstaltet - zur Feier der "wichtigsten
Mahlzeit des Tages". Genregrenzen sprengen ist schließlich beim
"Pataphysischen Jahrmarkt" die oberste Maxime. Der vom französischen
Schriftsteller Alfred Jarry geprägte Begriff der "Pataphysik" als
Wissenschaft imaginärer Lösungen dient am 26. April u.a. Peter Brandlmayr,
Fritz Ostermayer oder dem Zahnarztbohrmaschinenorchester als Ausgangspunkt
für ein "Festival im Festival", das sich dem "Stein der Idioten" widmet -
musikalisch, literarisch,
performativ.
Info
Alle Informationen zum
Donaufestival finden Sie unter www.donaufestival.at.