Die amerikanische Krimi-Diva Donna Leon, die seit 31 Jahren in Venedig lebt, hat im Diogenes-Verlag ein neues Buch auf den Markt gebracht: In Gondola erfährt man alles Wissenswerte über das 1.000 Jahre alte Boot der Serenissima. Illustriert mit Bildern von Carpaccio und Canaletto und musikalisch begleitet von altvenezianischen Gondelliedern, bereitet es reine Freude. Leons 22. Brunetti-Krimi, Das goldene Ei, erscheint im Mai 2014.
ÖSTERREICH: Ihr neues Buch „Gondola“ befasst sich mit der Gondel, dem in alten Zeiten wichtigsten Verkehrsmittel in Venedig. Wo haben Sie die Fakten gefunden? Donna Leon: Ich habe monatelang recherchiert und eine Reihe von Büchern und Artikeln über Gondeln, ihre Bauweise und ihre Geschichte gelesen. Ich habe auch mit einem Gondelbauer gesprochen und mit Gondolieri, von denen einer früher mein Nachbar war.
ÖSTERREICH: Wie hat sich die Bedeutung der Gondel in der Geschichte verändert? Donna Leon: In der Vergangenheit besaßen die reichen Familien in Venedig wenigstens eine Gondel, dazu einen oder zwei Gondolieri. Der Gondoliere war der ranghöchste Diener und durfte am Tisch des Herrn essen. Ich glaube, dass die meisten Gondeln in Privatbesitz waren und dass die einfachen Leute kleinere Boote benutzten, um in die Stadt zu fahren. Heute fahren eigentlich nur mehr die Touristen mit der Gondel, abgesehen von den Traghetti, den Fährbooten, welche die Leute hin und her über den Canal Grande befördern.
ÖSTERREICH: Ist die Gondel heute nur mehr ein kitschiges Klischee von Venedig? Donna Leon: Ich denke, die Gondel ist in ein sichtbares Symbol der Stadt verwandelt worden, eingeschlossen in die Assoziation Venedig – Gondel. Die einzige Bedeutung der Gondel heute liegt in ihrer Fähigkeit, den Touristen Geld abzunehmen.
ÖSTERREICH: Was halten Sie persönlich von Gondeln? Fahren Sie jemals damit? Finden Sie sie schön? Donna Leon Ich finde sie ausnehmend schön, und sie sind ein bautechnisches Wunder. Für den Bau einer Gondel verwendet man neun verschiedene Hölzer, der Rumpf besteht aus 280 Teilen. Sie ist asymmetrisch und dürfte eigentlich gar nicht geradeaus fahren, wenn sie gerudert wird, aber die geniale Konstruktion macht das möglich. Manchmal benutze ich die Traghetti, die von einem Ufer des Canal Grande auf die andere Seite fahren, aber nur wenn ich es eilig habe oder Einkäufe vom Rialto Markt nach Hause bringen muss.
ÖSTERREICH: Auf der beigelegten CD musizieren Il Pomo d’Oro und Vincenzo Capezzuto Gondellieder aus dem 17. und 18. Jahrhundert ... Donna Leon Diese Musik ist besonders, weil sie aus dem Volk kommt. Die Canzoni da Battello sind populäre Lieder, die fast alle Venezianer kennen. Wenn heute jemand La biondina in gondoleta anstimmt, werden die meisten Venezianer mitsingen, weil das die Lieder waren, die sie in der Kindheit gesungen haben. In diesen Canzoni wird in einfacher Sprache und oft mit viel Humor von der Liebe und vom Leben gesungen.
ÖSTERREICH: Das Buch ist mit Gemälden von Carpaccio und Canaletto illustriert. Schätzen Sie dieses Künstler? Donna LeonCarpaccio hat menschliche Gesichter und Posen eingefangen und wunderbare Innenräume gemalt. Sein Gemälde des Heiligen Augustinus in der Studierstube mit dem kleinen, weißen Hund in gespannter Aufmerksamkeit ist eines meiner Lieblingsbilder. Und Canaletto gibt uns ein fast fotografisches Abbild der Serenissima in ihrer Blütezeit.
ÖSTERREICH: Wie kommen Sie mit Ihren Aufnahmen und Konzerten von Händel-Opern und barocker Musik voran? Donna Leon: Il Pomo d’Oro, das Alte-Musik-Ensemble, mit dem ich zusammenarbeite, hat Händels Tamerlano eingespielt und wird nächstes Jahr Hasses Siroe aufnehmen. Der Countertenor Franco Fagioli hat soeben sein neues Album mit Arien für den Kastraten Caffarelli herausgebracht. Er ist ein unglaublich begabter Sänger und ein sehr netter Bursche. Wir machen mehrere Konzerte mit ihm, im Dezember singt er Händels Rinaldo im Theater an der Wien, das werde ich mir natürlich anhören. ÖSTERREICH: Wie geht es mit den Brunetti-Krimis weiter? Donna Leon: Der 22. Fall, The Golden Egg, ist ein Buch über die Bedeutung der Sprache, und Band 23, By its Cover, ist ein Buch über Bücher. (E. Hirschmann-Altzinger)
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