Was ist dran an dem Polit-Aufreger? Johannes Huss hat dem schwulen Kinderstück „König und König“ persönlich auf den Zahn gefühlt.
Das Wiener Kindertheateretablissement „Dschungel“ im Museumsquartier wagte sich mit „König und König“ an eine heiße Angelegenheit: Wie transportiert man die schwierige Thematik Homosexualität, mit der so mancher Erwachsener natürlich auch zu kämpfen hat, möglichst kindgerecht und pädagogisch wertvoll, ohne an die Grenzen der eigenen Moral zu stoßen?
Regisseurin Barbara Loibnegger nahm eine beherzte und engagierte Theatergruppe an die Hand und führte die extravagante Märchenstory in das politische und gesellschaftlich äußerst zweigeteilte Österreich des Jahres 2007. Ein schwieriges Unterfangen.
Politische Streitereien im Vorfeld
Die FPÖ stampfte mit
Bemerkungen, wonach eine schwule Geschichte für Kinder unangebracht wäre,
einen skurrilen Skandal aus dem Boden und bezeichnete Männer(Frauenliebe)
als schlichtweg „anormal“.
Im Grunde war von dieser Seite nichts anderes zu erwarten, das Weltbild der Freiheitlichen hat immer noch keinen Platz für eine Geschichte, die auf der Welt millionenfach und tagtäglich passiert. Darüber zu urteilen ist müßig, geteilt wird die Meinung dennoch von vielen, dass eine schwule Lovestory in der Welt von Kindern nichts verloren hätte. Dies ist nun mal zu akzeptieren.
Die anderen Parteien vermieden es aber, auf den eher althergebrachten Zug der FPÖ aufzuspringen, das Projekt wurde unterstützt und erwies sich nach persönlicher Rezeption als witzig, authentisch und vor allem eines – geistreich.
„Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“
Das Stück
selbst glich einem Magneten auch für interessierte Erwachsene, die einer
eigenwilligen Thematik eine Chance zur Entwicklung gaben - und nicht
enttäuscht wurden.
Loibnegger präsentiert eine äußerst witzige und kunterbunte Märchenwelt, die, angereichert mit etlichen Slapsticks und Seitenhieben auf die österreichische Gesellschaft, nicht nur Kinder zum Nachdenken anregt. Das Thema Homosexualität wird zum Nebendarsteller, die Regisseurin entschließt sich dafür, dem universalen Thema der Liebe den Platz und Stellenwert einzuräumen, den es verdient, nämlich den wichtigsten der Welt. Selbst der schwule (und vor allem lange Männerkuss) scheint kein Kind aufzuregen. Ingeborg Bachmann sollte Recht zu behalten: „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ – Kinder sind ja schließlich auch "nur" Menschen.