Nach dem Eklat um den russischen Sänger Evgeny Nikitin und sein Nazi-Tattoo wird der südkoreanische Bassbariton Samuel Youn bei den Bayreuther Festspielen kurzfristig die Titelpartie in der Oper "Der Fliegende Holländer" übernehmen. Die Festspiele bestätigten am Sonntag einen Bericht der Onlineausgabe des "Nordbayerischen Kurier". Mit der "Holländer"-Neuinszenierung werden die Festspiele am 25. Juli eröffnet.
Besetzung im Netz schon ausgetauscht Auf der Besetzungsliste der Festspielseite im Internet ist Youn schon als Holländer geführt. Das Ensemblemitglieder der Oper Köln war am Samstag bereits bei der Generalprobe eingesprungen. In Bayreuth sang er in den vergangenen Jahren meist kleinere Rollen. Nikitin hatte die Partie des Holländers am Samstag zurückgegeben, nachdem bekanntwurde, dass er sich als junger Mann Tätowierungen mit nationalsozialistischer Symbolik hatte stechen lassen. Bayreuth hätte Nikitins Höhepunkt werden sollen Dabei hätte Nikitins Auftritt in Bayreuth ein Höhepunkt seiner Karriere werden sollen. In der Klassik-Szene galt Nikitin, der auch schon bei den Salzburger Festspielen reüssiert hatte, zwar als Ausnahmeerscheinung, weil er damit kokettierte, früher einmal in einer Heavy-Metal-Band als Schlagzeuger gespielt zu haben. Gefährlich wurden ihm die Relikte aus der Vergangenheit auf der Haut aber erst in Bayreuth. Denn wer im Festspielhaus auf der Bühne steht, betritt geschichtsträchtigen Boden, der einst tiefbraun durchtränkt war. Adolf Hitler ging beim Wagner-Clan im Haus Wahnfried ein und aus. Auf dem Festspielhügel wehten Hakenkreuz-Fahnen. Jeden Anschein, man sei sich dieser Geschichte nicht bewusst, wollen die Festspiele vermeiden. Vergangenheit schreckt auf Man verpflichte eine Stimme, so Festspielsprecher Peter Emmerich. Was jemand auf der Haut trage, sei eigentlich nebensächlich. Dennoch hatten Filmaufnahmen, die Nikitin am Schlagzeug einer Metal-Band mit kahlrasiertem Kopf und verräterischem Tattoo oberhalb der Brust zeigen, Festspielleitung und Regisseur aufgeschreckt. Das ZDF hatte sie am Freitagabend in einem Beitrag über Nikitin ausgestrahlt. "Es gehörte einfach zu unserer Underground-Kultur", hatte der Sänger über seine Tattoos gesagt. Sie schienen ihm nicht mehr wichtig zu sein, sondern fast peinlich. Am Samstag hatten sich die Verantwortlichen dann mit dem Sänger aus Russland getroffen. Anschließend veröffentlichte Nikitin eine Erklärung, mit der er seine Auftritte in Bayreuth absagte. Damit blieb ihm wohl der Rauswurf erspart.
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