Im Leading-Team zum Jelinek-Stück Winterreise wird auch ein Kletter-Trainer (Gregor Pogöschnik) genannt, und diese Position ist notwendig: Als Bühnenbild (Olaf Altmann) dient eine steile, fast unüberwindliche Wand. Diese kann fürs Gebirge stehen, aber auch für die Hindernisse, an denen sich der Mensch auf seiner Lebensreise immer wieder den Kopf blutig schlägt.
„Ich stecke bis zum Hals in meinem Scheitern“, sagt die wunderbare Barbara Petritsch zu Beginn von Elfriede Jelineks wohl persönlichstem Stück. „Ich genüge nicht.“
Unsinn, mag man da einwenden: Winterreise ist eine kunstvolle, präzise Parforce-Jagd durch Öffentliches und Privates; es geht um Banken, um den Fall Kampusch, aber auch um Familie, Sexualität und die Zeit, immer wieder die Zeit, die unerbittlich tickt.
Gegen Ende scheint das Stück zu einer Lebensbilanz-Elegie zu werden, doch dann schwingt sich die fulminante Inszenierung von Stefan Bachmann zu einer rasanten Satire über die Spaßgesellschaft auf, samt alpinem Hüttenzauber und Ötzi-Sound. Ein brillanter Text, ein glorioses Theater-Ereignis.
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