Julian Crouch und Brian Mertes schufen Neuinszenierung von großer Ernsthaftigkeit und beachtlichem Schauwert.
Mit stehendem Applaus des Publikums ist heute, Samstag, Abend nach zwei Stunden Spielzeit auf dem Salzburger Domplatz die Neuinszenierung des "Jedermann" bei den Salzburger Festspielen gefeiert worden. Die beiden Regisseure Julian Crouch und Brian Mertes haben mit beweglichen Skeletten, großen Masken und Puppen, Livemusik und Tanz eine Interpretation von Hugo von Hofmannsthals "Spiel vom Sterben des reichen Mannes" geschaffen, bei der es viel zu schauen gibt, die aber dennoch von der zentralen Botschaft nicht ablenkt: Für Reue ist es nie zu spät.
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Zerknirschung, Läuterung und Buße gelingen dem neuen "Jedermann" Cornelius Obonya, der in dieser Rolle in die Fußstapfen seines Großvaters Attila Hörbiger getreten ist, besser als die vorangehenden Attitüden des Genussmenschen und Lebemanns. Mit Fortdauer des Stücks wird seine Darstellung jedoch intensiver und wahrhaftiger. Konträr ergeht es der neuen Buhlschaft Brigitte Hobmeier: Sie hat einen zauberhaft-lebensfrohen Auftritt, bei dem sie im Sommerkleid auf die Holzbühne radelt und Jedermann kunstvoll umgarnen darf, bei ihrer Begegnung mit dem Tod (intensiv: Peter Lohmeyer) hat sie jedoch rücklings von der Bühne zu stürzen und lange reglos liegen zu bleiben.
Aus dem übrigen Ensemble ragen Sarah Viktoria Frick als "Werke", Hans Peter Hallwachs als "Glaube" und Julia Gschnitzer als Jedermanns Mutter heraus. Trotz der einen oder anderen Schwachstelle erfüllt die erste "Jedermann"-Neuinszenierung seit elf Jahren das Versprechen, sich auf die Ursprünge von mittelalterlichem Stoff und Max Reinhardt'scher Festspielidee zu besinnen, mit großer Ernsthaftigkeit und beachtlichem Schauwert. Das künstlerische Risiko hat sich gelohnt, und auch der kaufmännische Erfolg steht fest: Längst sind alle Vorstellungen bis 30. August ausverkauft.