Buch der Woche

Erika Freeman: Die besondere Dame, die Dirk Stermann die Show stiehlt

22.10.2023

Buch der Woche: "Mir geht's gut, wenn nicht heute, dann morgen"

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© Ingo Pertramer
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Ihre Mutter starb kurz vor Kriegsende bei einem Bombenangriff in Wien, die Nazis wollten sie töten, die Verwandten in New York auch nicht haben, darum landete sie im Waisenhaus: Erika Freeman hat schon als Teenager so viel Leid erfahren, dass es für ein ganzes Leben reichen könnte. Doch die mittlerweile 96 Jahre junge (mit „alte“ kann sie nichts anfangen) Psychoanalytikerin (einige Patientinnen betreut sie bis heute!) wirkt nicht zerstört oder mit dem Schicksal hadernd. Im Gegenteil.

Freeman macht einen ausgeglichenen, interessierten Eindruck und hat viel Humor. Doch wie bleibt man optimistisch nach ihren Erlebnissen? Das neue Buch von Dirk Stermann gibt Antworten, der Autor und Kabarettist hat ein äußerst lesenswertes Buch über Erika Freeman verfasst.

© rowohlt

 

Keine lineare Biografie, zum Glück

Gespräche. „Mir geht’s gut, wenn nicht heute, dann morgen“ ist allerdings keine geradlinige Biografie, sondern, passend zum Beruf der Protagonistin, assoziativ aufgebaut. Stermann traf Freeman zuerst einfach nur so zum Kaffee und dann bewusst zum Frühstück im Imperial, wo sie seit ein paar Jahren dauerhaft wohnt, was sie als unblutige Rache an Hitler sieht, der nur einmal dort weilte. Stermann gestand ihr schließlich, ein Buch über sie zu schreiben. Das fand Freeman gut und gewährte ihm umfassenden Einblick in ihr Leben.

Nach dem schwierigen Start fasste sie Fuß in New York, lebte ihre Berufung, die Psychoanalyse. Sie zählte Stars wie Marilyn Monroe, Jane Russell oder Lee Strasberg zu ihrem Bekanntenkreis, war generell Künstlern sehr zugetan. Ihr Mann Paul war Maler und Bildhauer und erdreistete sich 1980, mit nur 50 Jahren, zu sterben.

Wuchteln. „Man muss ein bisschen meschugge sein“, so Erikas Rat im Buch und im Gespräch auf oe24.TV. Man soll Neues, auch wenn es Angst macht, zulassen. Dirk Stermann beweist mit seinem Wurf einmal mehr, dass er ein pointierter ­Erzähler ist, seine Anekdoten sind witzig. Aber nichts kommt an die „Wuchteln“ und Weisheiten von Erika Freeman ­heran.
 

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