Kult-Autor
Hinterberger: Ein echter Wiener wird 80
14.10.2011
Erlangte mit "Ein echter Wiener geht nicht unter" und "Kaisermühlen-Blues" Kultstatus.
Der Chronist des echten "Weana" kommt langsam in die Jahre: Ernst Hinterberger, Autor der kultigen TV-Serien "Ein echter Wiener geht nicht unter", "Kaisermühlen-Blues" und "Trautmann", feiert am kommenden Montag seinen 80. Geburtstag. Seine Kennerschaft des Urwienerischen ist dabei keine angelesene, hat der Spross einer ärmlichen sozialdemokratischen Arbeiterfamilie doch viele seiner Geschichten dem eigenen Leben abgeschaut.
Ungewöhnliche Laufbahn
Geboren wurde Hinterberger am 17. Oktober 1931 als Sohn eines arbeitslosen Schriftsetzers in Wien, wobei der Vater starb, als Ernst sieben Jahre alt war. Zur Literatur fand Hinterberger über den im Nationalsozialismus verfemten bayerischen Autor Oskar Maria Graf - wie er ein Sohn der Arbeiterklasse, ohne zunächst selbst zu schreiben. Hinterberger absolvierte eine Lehre als Elektroinstallateur und besuchte die Wiener Polizeischule. Als ihn eine Sehschwäche zwang, den Dienst zu quittieren, arbeitete er als Hilfsarbeiter. Dieser Rückschlag führte ihn zur Beschäftigung mit fernöstlichen Lehren wie dem Taoismus und Buddhismus. Er wurde praktizierender Buddhist und schrieb Gedichte in chinesischem Stil, die zwar in Japan veröffentlicht wurden, aber niemals in deutscher Sprache. 1958 heiratete Hinterberger und versuchte, der Arbeit in der Fabrik zu entrinnen: Er besuchte die Büchereischule der Gemeinde Wien und arbeitete zehn Jahre lang als Büchereileiter in den Volksbildungshäusern Ottakring und Margareten.
Brotberuf bis 1991
1965 und 1966 erschienen seine Romane "Beweisaufnahme" und "Salz der Erde". Es folgten Hörspiele, die 1971 mit dem Förderungspreis der Stadt Wien ausgezeichnet wurden, sowie der mit dem Anton-Wildgans-Preis prämierte Erzählband "Wer fragt nach uns". Nach der Schließung der Büchereien der Wiener Volksbildung 1968 ging Hinterberger als Expeditleiter zurück in die Fabrik, wo er trotz wachsender Bekanntheit als Schriftsteller bis 1991 blieb.
Erfolg mit Mundl
Den großen Durchbruch schaffte Hinterberger mit der auf seinem "Salz der Erde" basierenden Edmund "Mundl" Sackbauer, der als Antiheld in der Fernsehserie "Ein echter Wiener geht nicht unter" in der Interpretation von Karl Merkatz ab 1975 Kultstatus erlangte. Auch beim ersten Kinoauftritt seines Mundls, "Echte Wiener - Die Sackbauer-Saga", war Hinterberger noch mit an Bord. Bei der Fortsetzung "Echte Wiener 2 - Die Deppat'n und die Gspritzt'n" schied er zwei Jahre
später jedoch aus, da es sich dabei nicht mehr um seine Figur handle, wie er damals beschied.
Drehbücher
Es gab jedoch auch eine Hinterberger-Leben abseits des Mundls: Mit der TV-Serie "Kaisermühlen-Blues" gelang dem Autor ab 1992 ein weiterer großer Wurf. Eine Figur der kauzigen Stadtteilbewohner, der Kriminalbeamte Trautmann, bekam ab Dezember 2000 als Spin-off sogar seine eigene, ebenfalls erfolgreiche Serie.
Neben zahlreichen Fernsehspielen und "Tatort"-Krimis blieb Hinterberger aber stets auch als Buchautor tätig. Nach dem Roman "Das Abbruchhaus" (1977) wechselte er mit "Jogging", "Das fehlende W", "Und über uns die Heldenahnen", "Kleine Blumen", "Zahltag" und "Die dunkle Seite" ins Metier des Kriminalromans. Neun Monate nach dem überraschenden Tod seiner Frau Gerti veröffentlichte Hinterberger im Jahr 2002 seine Lebenserinnerungen. In "Ein Abschied" gesteht der müde gewordene Autor, dass er resigniert hat und "im Großen und Ganzen mit der Welt nichts mehr zu tun haben will".
Auszeichnungen
Heute lebt Hinterberger als Pensionist nach wie vor in seiner Gemeindebauwohnung am Margareten Gürtel. Zu den zahlreichen bisher erhaltenen Auszeichnungen zählen das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (1994), das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (1996) sowie das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (2003). Außerdem wurde er für die Serie "Trautmann" von der Vereinigung der Bundeskriminalbeamten Österreichs zum "Ehrenkieberer" ernannt. Bei den "Buchlieblingen 2009" erhielt Hinterberger als erster einen Lifetime-Award, 2010 folgte der Axel-Corti-Preis für sein Lebenswerk.