Literaturmesse
Eröffnung der Frankfurter Buchmesse & Katalonien
09.10.2007
Mit rund 7.300 Ausstellern wird die diesjährige 59. Buchmesse in Frankfurt wohl alle Rekorde sprengen. Rund 300.00 Besucher werden erwartet.
Dienstagabend wurde die 59. Frankfurter Buchmesse eröffnet. Auf der weltgrößten Bücherschau wird mit rund 7.300 Ausstellern aus 110 Ländern eine Rekordbeteiligung erwartet. Insgesamt werden knapp 400.000 Produkte gezeigt. Die Veranstalter rechnen bis Sonntag (14.10.) mit rund 300.000 Besuchern. Für rund 2.500 Veranstaltungen haben sich 1.000 Autoren angesagt. Die ersten drei Tage sind für die Fachbesucher reserviert.
Eröffnungsfeier
An der Eröffnungsfeier hat neben dem
deutschen Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) auch der Präsident der
Regierung Kataloniens, Jose Montilla Aguilera, teilgenommen. Katalonien, der
diesjährige Ehrengast der Buchmesse, ist mit fast 150 Autoren vertreten. Die
wirtschaftsstärkste Region Spaniens im Nordosten des Landes hat eine eigene
Sprache. Die literarische Eröffnungsrede hat der katalanische Autor Quim
Monzo gehalten.
Die Frankfurter Buchmesse gilt nicht nur als weltweit wichtigster Branchentreff, sondern auch als führender Platz im Handel mit Buchlizenzen. Unter den Ausstellern führt Deutschland (3273) vor Großbritannien (797) und den USA (637).
2.500 Quadratmeter für Katalonien
Auf einem Bildschirm
rezitierte die US-Altrockerin Patti Smith katalanische Gedichte. Gleich am
Eingang zum Forum erzählt Literaturnobelpreisträgerin Doris Lessing über
ihre Liebe zu Barcelona und zu Katalonien: Auf 2.500 Quadratmetern
präsentiert sich die "Katalanische Kultur" bei der
Frankfurter Buchmesse, die ab Mittwoch für fünf Tage ihre Toren öffnet.
Präsentation einer Kulturregion
Unter dem Motto "Einzigartig
und universell" ist die Ausstellung eine beeindruckende Mischung aus
Tradition und Moderne geworden. An den Decken hängt in der Form eines
riesigen Mobiles ein bunter "Bücherwald" mit 2.500 Namen von
katalanischen Autoren oder Begriffen. Neben der Präsentation der Geschichte
der katalanischen Kultur werden audiovisuell die wichtigsten katalanischen
Schriftsteller vorgestellt. Auf einer großen Leinwand informieren Filme über
Katalonien und seine Menschen. In zahllosen verstreuten Sesseln können sich
Besucher bequem in Bücher aus Katalonien vertiefen.
Katalanischer Sprachraum: 13 Mio. Menschen
Dennoch bleibt diese
Präsentation Kataloniens, die wirtschaftsstärkste Region Spaniens mit
eigenständiger Sprache, delikat. In der Schau werden ausschließlich die auf
Katalanisch schreibenden Schriftsteller präsentiert. "Katalanische
Literatur wird auf Katalanisch geschrieben", sagt Ausstellungskurator
Xavier Pla. Zum Sprachraum mit knapp 13 Millionen Menschen gehören auch die
Balearen, die Region Valencia und Teile Südfrankreichs.
International noch wenig bekannt
Der Streit um das Fernbleiben
der auf Spanisch schreibenden Katalanen in Frankfurt dürfte während der
Buchmesse anhalten. Bekannte Autoren wie Eduardo Mendoza ("Stadt der
Wunder") oder Carlos Ruiz Zafon ("Der Schatten des Windes")
sind nicht dabei - auch weil sie sich nicht für erwünscht hielten. Gerade
die spanischen Medien werden mit Argusaugen beobachten, was die sich seit
einem Referendum im vergangenen Jahr als "Nation" verstehenden
Katalanen auf der Messe so treiben. Dutzende von katalanischen Autoren
werden im Forum aus ihren Werken lesen, um ihre international wenig bekannte
Literatur vorzustellen.
Katalanisch
"Für mich ist es eine Kultursprache",
sagt Juan Goytisolo über das Katalanische in einer Video-Präsentation in der
Ausstellung. Der in Marokko lebende Goytisolo, einer der international
bekanntesten Schriftsteller Kataloniens, schreibt auf Spanisch. Dies tut er
wie viele gerade der älteren Schriftsteller, die während der Franco-Diktatur
groß wurden, in der das Katalanische verboten war. Zu den Raritäten in der
Ausstellung gehört ein heimlich aufgenommener Schwarz-Weiß-Film aus dem Jahr
1970 über eine katalanische Dichterlesung in Barcelona, die von Francos
Leuten gestürmt wurde.
Die teuerste Kulturoffensive
Die Organisatoren der Frankfurter
Buchmesse sind voll des Lobes über den ehrgeizigen Auftritt der Katalanen,
die ihre rund 16 Millionen Euro teure Kultur-Offensive auf der Buchmesse
auch mit Lesungen und Konzerten in vielen anderen deutschen Städten
flankiert haben. Buchmessen-Direktor Juergen Boos merkte am Dienstag jedoch
kritisch an: "Ich finde es schade, dass wir nicht die gesamte Vielfalt
der katalanischen Kultur hier haben." Er hofft, dass die Verlage doch
noch Spanisch schreibende Autoren aus Katalonien mitbringen.
Immerhin scheint sich das internationale Engagement der Katalanen für die in ihrer Sprache schreibenden Autoren ironischerweise auch in ihrem eigenen Land auszuzahlen. So landete Maria Barbal in diesem Frühjahr in Deutschland mit ihrem bereits 1985 in Barcelona auf Katalanisch erschienenen Buch "Wie ein Stein im Geröll" einen Bestseller. Jetzt wird das Buch auch wieder auf Spanisch neu aufgelegt.