ÖSTERREICH: Ist der alte Quacksalber Dulcamara nicht eine ungewöhnliche Rolle für einen Sänger, der sonst Don Giovanni singt? Erwin Schrott: Ich habe den Dulcamara schon in einigen Produktionen gesungen, er ist eine skurrile, komische Figur, ein Scharlatan, der billigen Bordeaux als Universalheilmittel verkauft und so viel redet, bis alle Leute ihm glauben. Er klingt wie manche Politiker heutzutage, die viel reden und die Leute täuschen. ÖSTERREICH: Plácido Domingo hat Ihnen 1997, am Anfang Ihrer Karriere, diese Rolle angeboten. Hat er Sie entdeckt? Schrott: Er hat mir sehr geholfen, meine internationale Karriere zu starten, dafür werde ich ihm immer dankbar sein. ÖSTERREICH: Als Dulcamara müssen Sie nicht nur schön singen, sondern auch spielen. Wie wichtig ist das in der Oper? Schrott: Die Oper ist ein Melodrama, es wird gesungen und gespielt. Opernsänger müssen auch Schauspieler sein, eine Oper ist keine statische Veranstaltung, da gibt es Action, und man muss eine Vielzahl von Gefühlen ausdrücken, die so dramatisch sind, dass man sie nicht nur singen sollte, sondern aus spielen muss.
ÖSTERREICH: Während Sie in Wien „L’elisir d’amore“ singen, singt Ihre Frau Anna diese Oper in New York. Warum singen Sie nicht beide in derselben Produktion? Schrott: Weil heutzutage alles fünf Jahre vorher oder noch länger geplant wird und unsere Terminpläne nicht immer übereinstimmen. Aber die Met wird „L’elisir d’amore“ im Februar wieder aufnehmen, dann werde ich den Dulcamara singen, also dann singen wir zusammen in derselben Inszenierung. ÖSTERREICH: Treten Sie gern mit Anna auf? Was darf das Wiener Publikum nächste Saison von „La Nozze di Figaro“ erwarten, wo Sie beide Graf und Gräfin singen werden, ein unglückliches Ehepaar? Schrott: Natürlich liebe ich es, mit ihr aufzutreten, sie ist eine erstaunliche Künstlerin. Wir haben aber beschlossen, il Conte und la Contessa aus unserem Repertoire zu streichen.
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