Oper
Schrott: "Ich bin kein Frauenheld"
15.02.2011Erwin Schrott im ÖSTERREICH-Interview über "Figaro", Netrebko und den Job.
Schwarze Locken und Augen, sinnlich aufgeworfene Lippen und ein gut trainierter Body: Der uruguayische Bassbariton Erwin Schrott ist ein sehr schöner Mann, der Frauenherzen höherschlagen lässt. Er ist nicht nur der Lebenspartner von Anna Netrebko und Vater ihres zweieinhalbjährigen Sohnes Tiago Aruã, sondern auch ein gefragter Sänger, der heute an der Wiener Staatsoper als Graf Almaviva in Mozarts Le nozze di Figaro debütiert.
ÖSTERREICH: Das Publikum liebt Sie als Figaro, nun singen Sie den Grafen. Welche Rolle ist Ihnen lieber?
Erwin Schrott: Das sind ganz unterschiedliche Figuren: Figaro ist ein einfacher, bodenständiger, heißblütiger, sympathischer Mann, der nur seine Susanna heiraten und mit ihr glücklich leben will, während der Graf, der schon alles hat, immer mehr haben will. Er ist nie zufrieden, er ist verzogen und kapriziös, er behandelt jeden, mit dem er zu tun hat, ungerecht: seine Frau, die Gräfin, genauso wie Figaro, Susanna und sogar Cherubino.
ÖSTERREICH: 2013 wird Anna Netrebko an Ihrer Seite in Wien die Gräfin singen. Passt dieses unglückliche Ehepaar zum "Traumpaar der Oper"?
Schrott: Es ist ja ein großer Unterschied, ob wir diese Figuren auf der Bühne spielen oder ob wir in Wirklichkeit so leben. Ich bin kein Frauenheld, nur weil ich Don Giovanni singe, oder der Teufel, weil ich als Méphistophélès auftrete. Il Conte und la Contessa sind ein trauriges Paar, aber sie streiten und kämpfen, nicht wir. Ich kann Ihnen versichern, dass wir, sobald wir von der Bühne abgehen, so glücklich sein werden wie vor der Vorstellung.
ÖSTERREICH: Ärgert es Sie, dass man sich in Österreich mehr für Ihre Beziehung mit Netrebko als für Ihre Gesangskunst interessiert?
Schrott: Es ärgert mich nicht, aber ich bin manchmal enttäuscht, dass man sich vor allem für unser Privatleben interessiert. Dabei sind wir wie jede andere Familie, nur unsere Jobs sind ungewöhnlich. Wir bemühen uns, unsere Arbeit so gut wie möglich zu machen, das ist es, was zählt – für uns und für die Musikfreunde, die zu unseren Vorstellungen kommen.
➜ "Le nozze di Figaro", Premiere 16.2.2011, 19 Uhr, Wiener Staatsoper.