Sachen gibt's, die gibt's gar nicht. Jedenfalls nicht mehr. Die Welt der Varietés, der Nacht- und Unterhaltungslokale, auf deren Bühnen Sänger, Conférenciers und Chansonniers dafür sorgten, dass in langen Nächten kurzfristig ewig wirkende Einsichten über das Leben gewonnen werden konnten.
Heltau im Burgtheater "Wo ist die Zeit?", singt Michael Heltau. Er sagt aber auch: "Jetzt ist jetzt. Was schließen wir daraus? Es ist immer jetzt. Es bleibt jetzt. Es wird niemals später." Dafür früher: "Es ist immer jetzt", das 33. Soloprogramm von Michael Heltau, führte vorwiegend in das Paris der 1950er und 60er Jahre. Und wurde jetzt, nämlich bei seiner gestrigen Premiere im Burgtheater, mit stehenden Ovationen gefeiert.
Auf der einen Seite ist es jammerschade, dass der Doyen des Burgtheaters seit vielen Jahren nur mehr für musikalische Abende die Bühne betritt. Auf der anderen Seite ist es erstaunlich, wie fit der 78-Jährige ist, mit welcher Präzision und Präsenz er das durchzieht, das er als sein Ding erkannt hat: Musik und Text miteinander zu verbinden, Rezitation und Gesang. Keine Plauderei! Die gibt's jedenfalls im neuen Programm, das "Chansons und mehr" versprach, gar nicht. Michael Heltau ist nicht als Privatier auf der Bühne, sondern als Profi. Und als solcher kam er, begleitet von seiner exzellenten Combo, den Wiener Theatermusikern rund um Pianist Otmar Binder, erst nach der Pause so richtig auf Touren.
Unter seinem weißen Hut, der im Scheinwerferspot auf dem Mikrofonständer nur darauf wartete, den herbeischlendernden Schauspieler in einen Entertainer zu verwandeln, entführte Heltau nach Bilbao, Cap Ferrat, Mailand sowie mit Jacques Brel einmal mit dem berühmten Chanson nach "Amsterdam" und immer wieder nach Paris. Wienerisches gab's kaum, nur am Anfang mit Ralph Benatzky einen kurzen Ausflug in ein kleines, verschwiegenes Hotel auf der Wieden und als Opener nach der Pause eine "Lehármonie", ein von Loek Huisman gestaltetes, fulminantes Potpourri.
Musikalischer Abend Ansonsten immer wieder Brel, darunter als Höhepunkte auch "Der Löwe", "Madame" und "Karussell", stets in deutscher Übertragung. Mit "Parlez-moi d'amour" und "I am what I am" als zweite von vier Zugaben gab es sprachlich nur ganz kurze Ausflüge in jene Internationalität, die "Es ist immer jetzt" musikalisch auszeichnet. Diese Vielsprachigkeit gibt's vielleicht ein anderes Mal. Beim nächsten "jetzt". Und da würde man sich dann auch statt Sitzreihen kleine Sitzgruppen mit Tischchen im Zuschauerraum wünschen. Denn es gibt bekanntlich auch nichts, was es im Burgtheater nicht gibt. Warum also auch nicht ein Varieté-Theater? Dem Doyen und dem Publikum zuliebe.
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