Vieles zum Thema Bestattung, Tod und Totenköpfe im Kunst-Zusammenhang gibt es ab 20. Oktober im Künstlerhaus zu sehen.
Ganz alltäglich ist eine Totenkopf-Discokugel größeren Ausmaßes nicht. Ebenso wenig ein aus Kremationsasche gefertigter Erinnerungsdiamant. Dennoch trägt die von Samstag (20. Oktober) bis zum 6. Jänner zu besichtigende und in Kooperation mit der Bestattung Wien durchgeführte Ausstellung des Wiener Künstlerhauses den Namen "exitus. Tod alltäglich". "Wir wollen versuchen, eine Reise zu unternehmen, eine route de la mort", sagte heute, Donnerstag, der Kurator Wittigo Keller während eines Mediengesprächs.
100 Jahre "Bestattung Wien"
Nicht ganz alltäglich ist
auch das 100-jährige Jubiläum der Bestattung Wien, das zusammen mit
Allerheiligen und Allerseelen den Anlass zur Ausstellung gab. Im Gegensatz
zu einem Paris Hilton-Video, das sie angeblich beim Saugen menschlicher
Überreste zeige, stehe die Bestattung Wien mit ihrer Tradition für eine
andere Inszenierung der Bestattung, so Künstlerhaus-Direktor Peter Bogner.
Er beklagte, die Bildrechte für das entsprechende Video nicht erhalten zu
haben. "Exitus" dürfe jedoch keinesfalls auf das Künstlerhaus an
sich bezogen werden: "Es lebt mehr denn je!", sagte er
hinsichtlich der anstehenden Dachsanierung und der Erneuerung des
Künstlerhaus-Kinos.
Bestattung & Kunst
Der Direktor der Bestattung Wien,
Christian Fertinger, betonte die "engen Verbindungen" zwischen
Bestattungswesen und Kunst. Viele Exponate der Todes-Schau stammen aus dem
Wiener Bestattungsmuseum, das sich auch im Rahmen der langen Nacht der
Museen wachsender Beliebtheit erfreue. 748 Probelieger hätten sich in einen
Sarg getraut. "In einem solchen Sarg liegt es sich besser als im Sofa",
gab Wittigo Keller die Reaktionen der Probanden wieder. Zwei Plakate, auf
denen 100 Probelieger zum 100-jährigen Jubiläum zu sehen sind, sind auch
Teil von "exitus. Tod alltäglich".
Anfang und Ende am Karlsplatz
Während sich das Wien Museum
Karlsplatz mit "Baby an Bord" dem Anfang des Lebens widmet, wird
im Künstlerhaus sein Ende zelebriert. Dabei stehen auch amerikanische
Todeskammern im Rampenlicht, deren Spektrum von Westernsaloon-Atmosphäre bis
hin zu futuristischem Kosmetikstudio-Design reiche, so Bogner. Auch werden
Totenköpfe in allen Variationen präsentiert. Die thematische Brücke zu der
zweiten Todes-Ausstellung "Viva la Muerte" in der Kunsthalle Wien
schlägt lediglich ein mexikanischer, den "dia de los Muertos"
repräsentierender Altar.
Keine Absprache
Von Beginn an abgesprochen waren beide
Ausstellungen jedenfalls nicht. Wenn auch nicht zu Tode erschrocken, so sei
man doch "schwer schockiert" gewesen, als man von dem Projekt des
Künstlerhaus gehört hatte, so der ebenfalls anwesende "Viva
la Muerte"-Kurator Thomas Mießgang. Schließlich habe man aber erkannt,
dass es sich um eine gelungene Ergänzung handle, würde doch im Gegensatz zum
lateinamerikanischen Raum der Tod in Europa oder den USA aus dem
Alltäglichen verbannt.
"Morbide Tage": vom 31. Oktober bis 4. November
Bestätigen
konnte Künstlerhaus-Präsident Joachim Lothar Gartner diesen Schock nicht. Er
habe die beiden Ausstellungen von Anfang an als sinnvolle Ergänzung gesehen
und hätte sich auch eine verstärkte Kooperation gewünscht. So sei auch
angedacht worden, gemeinsame Eintrittskarten zu entwerfen, was aber
letztlich nicht realisiert werden konnte. Auch im Hinblick auf die im
Vergleich zum Künstlerhaus begrenzte Ausstellungsfläche der Kunsthalle hätte
man stärker zusammenarbeiten können. Zumindest die "Morbiden
Tage" vom 31. Oktober bis 4. November, die Schwerpunktführungen sowie
einen Clubabend mit Stephan Lugbauer (am 31.10., Beginn um 21 Uhr in der
Transporter Bar) anbieten, habe man gemeinsam organisiert, "ein Schritt
in die richtige Richtung", wie er findet. Gartner rechnet mit großem
Publikumsinteresse an der Ausstellung des Todes: "Denn es betrifft uns
ja alle."
"exitus. Tod alltäglich", Ausstellung im Künstlerhaus Wien, 20.10. bis 6.1.2008, tgl. 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr