Sängerin bekommt für Auftritte kein Geld, aber hoffentlich bald Ruhm!
Mit einem internationalen Star auf Tour zu gehen und so vor großem Publikum spielen zu können, das ist für viele österreichische Bands auch nach jahrelanger Arbeit noch ein ferner Traum. Die Steirerin Anna F. hat hier die Überholspur genommen, und diese hat sie direkt zu Konzerten in Großbritannien als Vorgruppe von Lenny Kravitz geführt. Wie war es denn mit dem Star zu spielen? "Einfach extrem geil", sagt die von der Konzertreise zurückgekehrte Sängerin, die mit ihrem Song "Time Stands Still" im Werbefernsehen und in der Hitparade bekanntwurde. Am Donnerstag (16. Juli) spielt sie auf der summerstage in Wien-Alsergrund.
Entdeckt und mitgenommen
Kravitz hat Anna F. beim Soundcheck für
einen Auftritt in Innsbruck für sich entdeckt und kurzerhand für Auftritte
mit nach Wien, Ungarn, die Slowakei und Großbritannien genommen. Aber die
junge Steirerin wird nicht erst seit dem Sanktus durch Kravitz von so
manchem als künftiger heimischer Popstar gehandelt, und das noch bevor sie
ihr erstes Album veröffentlicht hat. Dieses ist bereits eingespielt und
wartet auf einen Label-Deal, den Anna F. derzeit ausverhandelt. Die Musik
auf ihrem Debütalbum verspricht kantiger zu werden als "Time
Stands Still", jener sanft-verträumte Song, der es bereits in die
Austria Top 40 geschafft hat. "Sehr rockige und teilweise sehr
melancholische Songs" hat Anna F. aufgenommen, und diese Lieder
beinhalten viel Persönliches der Sängerin. "Es geht um
Begegnungen mit Menschen, um Berührungen, um meine Oma, um Jimmy Page."
Das Album soll voraussichtlich im Herbst in Österreich und dann auch
international veröffentlicht werden.
Freundlicher Umgang
Eines ist nach den ersten UK-Konzerten von
Anna F. offensichtlich: Kravitz war auch in Großbritannien von der
Österreicherin angetan. Gleich zu zwei weiteren Deutschland-Konzerten (19.7.
in Stuttgart und 20.7. in Jüchen) wurde Anna F. eingeladen. Und wie
freundlich der Star mit der Steirerin umgeht, wird nicht nur aus ihren
Erzählungen klar - sondern auch aus jenen zahlreichen Videos, die Anna F.
auf die Videoplattform YouTube und auf Myspace gestellt hat. Dort sieht man
nicht nur, wie Kravitz Anna F. für's Foto umarmt und Small Talk betreibt,
sondern kann die Sängerin auch beim Zähneputzen, bei ihrem ersten Auftritt
und bei ihrem entscheidenden ersten Gig mit Kravitz in Innsbruck zu sehen.
Positive Erfahrung
Ihre Erfahrungen als Kravitz-Vorband sind
durchwegs positiv: "Die Leute kommen zwar nicht wegen dir, die warten
eigentlich nur, dass endlich der Lenny auf die Bühne kommt. Aber es war
einfach nur ein cooles Gefühl, vor so vielen Leuten zu spielen, und dass die
mitgehen und Spaß haben." Von Kravitz selbst bekommt sie viel Lob
und Unterstützung, erzählt die Sängerin: Von der persönlichen Einladung zu
den Auftritten bis zur Hilfestellung beim Auftreiben von Essen im
Backstagebereich. "Nach dem Soundcheck in Innsbruck wollte er gleich
unser ganzes Album hören, und er hat gesagt, es hat ihm sehr gut gefallen."
So gut, dass die eigentlich für die UK-Tour vorgesehen Vorbands kurzerhand
wieder "rausgekickt" wurden - und Anna F. spielen durfte. "Er
wollte das so."
Kein Geld für Tour
Geld fließt für die Auftritte keines:
Die Kosten für Hotels und Flugtickets für England mussten selbst finanziert
werden, bestätigt die Steirerin, und "das war eh genug".
Jedoch sei es üblich, dass man als Vorband nichts verdient - "dafür
kriegt man die volle Promotion". Sorgen, dass die Rechnung
möglicherweise nicht aufgeht und Anna F. viel Geld in eine Karriere
investieren könnte, die dann u.U. nicht abhebt, hat die Sängerin keine. "Man
weiß es nie vorher", sagt Anna F. Aber "ich bin immer meinen
Weg gegangen, und die Dinge sind passiert, weil ich durchgesetzt habe, was
ich will. Ich glaube, wenn man das so weitermacht und fokussiert ist, dann
kann es funktionieren." Den Mut, diesen Weg zu gehen, habe ihr
Schlagzeuger Alex Deutsch gegeben.
Musik im Vordergrund
Dass vieles an medialer Aufmerksamkeit sich
auch dem ansprechenden Äußeren der Sängerin widmet, findet Anna F. "schade,
da das von der Musik ablenkt". Die Steirerin, die u.a. als Model für
eine Sportartikelmarke und als Darstellerin in einem Werbespot mit
Skispringer Gregor Schlierenzauer tätig war, sieht sich selbst "überhaupt
nicht als Model. Werbung hat mir ermöglicht, dass ich in der Musik
unabhängig bin und das Album finanziere. Mir wäre lieber, die Medien würden
mehr über die Musik schreiben." Anna F. selbst ist jedenfalls "voll
auf die Musik konzentriert". Bei ihrem Job für den Privatsender ATV
macht sie derzeit Pause, ebenso wie bei ihrem Anglistik-Studium, das sie zu
drei Viertel absolviert hat und auch beenden will. Nach der Album-Release
ist eine Tour durch Österreich geplant. Ein Geheimnis will sie aber nicht
lüften - die Bedeutung des "F." in ihrem Künstlernamen. Die
Interpretation bleibt offen - "F wie Fantasie. Frei für Fantasie."
Nächster Auftritt in Österreich: 16. Juli, 20 Uhr, auf der summerstage in Wien-Alsergrund; www.annaf.com