Nach Gert Voss’ Unfall: Kann Mephisto bald im Rollstuhl auftreten?
In Wien gilt er als „König des Burgtheaters“. Die London Times adelte ihn zum „besten Schauspieler Europas“. Entsprechend fielen die Kritiken nach der Faust I-Premiere aus: Gert Voss hätte als Mephisto den Titeldarsteller Tobias Moretti an die Wand gespielt.
Unter keinem guten Stern
Dennoch steht Matthias Hartmanns
Inszenierung unter keinem guten Stern: Zunächst erlitt Voss
während der Premiere eine Augenverletzung,
sodass die zweite Vorstellung abgesagt werden musste. Schuld waren
Müllberge, die vom Schnürboden auf die Bühne gekippt wurden. Voss musste ins
Spital, wo seine Hornhaut mit Antibiotika behandelt wurde.
Sturz
Und jetzt das. Am Samstag, 26.9., während der
Walpurgisnacht-Szene: „Ich wurde in einem Würfel in vier Meter Höhe
hinaufgezogen“, schildert Voss den Unfall auf einem Hubpodium, „da hab’ ich
das Gleichgewicht verloren und bin runtergestürzt.“ Voss kam ins Spital. Am
Sonntag kannte er die Diagnose: „Schienbein
und Sprunggelenk sind gebrochen.“ Gestern wurde er operiert. „Ich
bekomme starke Medikamente. Die Ärzte machen das hier sehr gut.“
Ursache
Inzwischen wird debattiert, wie es dazu kommen konnte.
Technisches Versagen? Oder fehlende „Routine“, da man Faust
I ja infolge der laufenden Film-Dreharbeiten von Moretti (Erzherzog
Johann) bisher auffällig selten angesetzt hat?
Faust ist Schwerpunkt
Die Vorstellungen am 10. und 11.
Oktober werden jedenfalls, so Voss, gecancelt. Und danach? „Faust
ist die ganze Saison über einer unserer Schwerpunkte“, heißt es im
Burgtheater, „der Ansturm des Publikums ist enorm.“ Alle wollen Gert Voss
und Tobias Moretti – und keine Ersatzvorstellungen – sehen. Es besteht also
dringender Handlungsbedarf.
Gert Voss: "Kann doch humpelnd auftreten"
„Ich habe zum
Arzt gesagt: ,Der Mephisto hat ja einen Klumpfuß, da kann ich doch humpelnd
auftreten'“, beweist Voss Humor, „aber leider, er entgegnete: ,So können Sie
gar nicht auftreten.'“
Räder
Aber muss Mephisto denn „auftreten“? Denkbar ist die
Variante mit dem Rollstuhl: K. M. Brandauer spielte den Wallenstein
in Berlin mit gebrochener Zehe im Rollstuhl. Und Joyce DiDonato sauste nach
einem Knöchelbruch als Rosina im Rollstuhl über die Bühne der Londoner Oper.
Das Publikum war schwer begeistert! Vielleicht erleben wir ja auch bald
einen Mephisto auf Rädern?