"Wallenstein" im Rollstuhl: Nach verletzungsbedingter Pause spielt Klaus Maria Brandauer wieder im Berliner Schiller-Marathon.
"Auftreten kann ich überhaupt nicht", teilte Klaus Maria Brandauer den Medien am vergangenen Wochenende launig mit: "Aber wenn alles gut geht, werde ich auffahren!"
Theater
Was war passiert? Am 12. September musste der
Österreicher in der Berliner Charité operiert werden, nachdem ihm ein
Bühnenarbeiter in einer Umbaupause mit einer tonnenschweren Wand über den
Fuß gefahren war. Diagnose: Bruch der großen Zehe. Letzten Samstag hat
Brandauer dann nach seiner verletzungsbedingten Pause wieder die Rolle des
Wallenstein in einer Fabrikshalle in Berlin-Neukölln übernommen, wo der
zehnstündige Schiller-Marathon seit Mai jedes Weekend auf dem Spielplan
steht.
Beifall
Aber: Brandauer spielt den Feldherrn nun im Rollstuhl
sitzend, und "es funktionierte bestens", wie ein Sprecher des Berliner
Ensembles mitteilte. Während Brandauers kurzer "Auszeit" hatte Regisseur
Peter Stein selbst die Hauptrolle übernommen. Für seinen couragierten
Auftritt – mit Rollenbuch in der Hand –hatte der Einspringer anerkennenden
Beifall erhalten. Stein selbst bezeichnete Brandauers Zehenbruch als
„traurigen Anlass“ und bat das werte Publikum um Verständnis: „Ich versuche,
die Vorstellung zu retten, mehr oder weniger, im Grunde bin ich ein
Fremdkörper.“
Historische Parallele
Jetzt ist KMB wieder im Blickpunkt, und da
sein Bein bis übers Knie eingegipst werden musste, entschied er sich für den
fahrbaren Untersatz. Wofür er sogar eine historische „Parallele“ entdeckt
hatte: „Der Wallenstein hat sich in seinen späten Jahren immer in so einer
Sänfte herumtragen lassen“, so Brandauer zur SZ: „Aber das ist nichts für
mich. Ich fahre selbst.“
Tolle Zeit
Für den rollenden Brandauer musste insbesondere die
Schlussszene etwas modifiziert werden. Den Routinier aus Alt Aussee brachte
das aber nicht aus der Fassung: „Das ganze Leben ist eine Uraufführung.
Jeder Theaterabend ist eine Uraufführung.“ Die Dernière ist für 7. Oktober
geplant. "Eine tolle Zeit", resümiert Brandauer schon jetzt.