Mozarts "Hochzeit des Figaro" läuft wieder im Salzburger Kleinen Festspielhaus.
Pfändung bei Graf Almaviva: Die Möbel und Bilder sind schon abgeholt. Die Hochzeit des Figaro spielt daher drei Akte lang im leeren Stiegenhaus des Schlosses, und auch im Zimmer der Gräfin gibt’s nicht einmal einen Sessel.
Stiegen
Die Akteure sitzen auf Stufen, liegen am Boden, stehen
herum. Claus Guth, der Regisseur, weiß es besser als Beaumarchais, Da Ponte
und Mozart. Was im Original angedeutet, dramaturgisch perfekt entwickelt,
mit Spannung versehen ist, bleibt bei ihm blutleere Theater-Theorie. Ein dem
Personal der Oper hinzugefügtes Amoretterl führt die handelnden Personen und
den Chor wie Marionetten, und wenn Sexualität ins Spiel kommt, wird sie
nicht angedeutet, sondern ausgelebt. Das macht die uns allen bekannte
Geschichte aber ganz gewiß nicht erotischer, wenn jeder jedem an die Wäsche
geht.
Neue Besetzung
Die Inszenierung ist vom vorigen Sommer und wurde
mit großteils neuer Besetzung neu einstudiert. Die Schäfer und die Netrebko
sind nicht mehr dabei. Heuer spielen Martina Jankova einen blassen Cherubin
und Diana Damrau die Susanna, deren innig vorgetragene Rosenarie einer der
vokalen Höhepunkte des Abends war. Die anderen steuerte vor allem Gerald
Finley bei, der den Grafen Almaviva mit vielen guten Details präzis
typisierte und hervorragend sang. Luca Pisaroni (Figaro) und Dorothea
Röschmann (Gräfin) komplettierten. Statt Harnoncourt dirigiert heuer Daniel
Harding. Viele Nummern hatten Struktur, Akzente, guten Klang, andere blieben
indifferent. Mit der Bühne waren Harding und die Wiener Philharmoniker nicht
immer ganz einer Meinung. Weder dies noch die zwar gut gearbeitete, aber am
Stück vorbeischrammende Inszenierung behinderten den Jubel des Publikums.