Bayreuther Festspiele

Castorf: Mit "Siegfried" zur Hochform

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Die Sänger und Dirigent Petrenko wurden in Bayreuth erneut gefeiert.

Der dritte Teil der neuen "Ring"-Inszenierung an der Wagner-Walstatt Bayreuth ist geschlagen, und langsam kristallisiert sich heraus, dass es sich bei Frank Castorfs Interpretation um eine große Arbeit handelt, welche die Vorgänger der vergangenen Jahre in den Schatten stellt. Nach der Zustimmung, die am Samstagabend (27. Juli) seine "Walküre" erhalten hatte, bot am 29. Juli sein "Siegfried" jedoch erneut den Anlass für ein veritables Buhkonzert. Einhellig bejubelt wurde hingegen das ausgesucht gute Ensemble und nicht zuletzt erneut die Leistung von Bayreuth-Debütant Kirill Petrenko am Pult.

"Siegfried" vor Mount Kommunismore  

Wie schon beim harten Bruch vom trashigen 60er-Jahre-"Rheingold" im Hollywoodstil zur in klassischeren Zusammenhang gestellten "Walküre" rund um einen große Holzkonstruktion in Aserbaidschan, setzte Castorf auch beim "Siegfried" nicht auf Kontinuität über die einzelnen Teile der "Ring"-Tetralogie hinweg. Aber diesesmal präsentierte er gleichsam eine Synthese der beiden vorherigen Arbeiten in bester Castorf-Manier. Einerseits geht er es ruhig an, wenn er etwa Mimes Schmiede vor Mount Kommunismore ansiedelt, bei dem die gigantischen Büsten der vier US-Präsidenten durch Marx, Lenin, Stalin und Mao ersetzt sind.

Extravagante Inszenierung
Zugleich kommt auch der Trash bis hin zum Slapstick wieder mehr zu seinem Recht, wenn Siegfried am Berliner Alexanderplatz mit einem als Zuhälter arbeitenden Riesenwurm Fafner kämpft oder der Waldvogel eine Bordsteinschwalbe ist, mit der es der doch eigentlich so unschuldige Siegfried treibt. Herausragend in diesem fabulösen Amalgam sind die Sänger, allen voran der Siegfried-erfahrene Lance Ryan. Der Kanadier scheint sich seine Kraft schlicht nicht einteilen zu müssen und kann von Beginn an seinen etwas enggeführten Tenor in voller Strahlkraft einsetzen. Als Mime perfekt abstoßend - im besten Sinne - präsentierte sich Burkhard Ulrich, der seinen zwergigen Pflegevater mit filmreifer Diabolik und entsprechendem Timbre samt hoher Textverständlichkeit anlegte. Wolfgang Koch erinnerte als Wotan/Wanderer optisch immer mehr an Paulus Manker, blieb aber ausdrucks- und bedeutungsstark wie eh und je, während Catherine Foster als Brünnhilde erneut nach schwächerem Beginn einen bezirzend leichten Sopran präsentierte. Stimmlich deutlich besser disponiert als beim "Rheingold" zeigte sich auch Sorin Coliban als Fafner.

Kirill Petrenko wurde umjubelt  
Mittlerweile schon fast erwartet, ist das eigentliche Mastermind, welches das Geschehen zusammenhält, aber letztlich Dirigent Kirill Petrenko im Orchestergraben. Bei seinem Bayreuth-Debüt blieb er wie schon bei den ersten beiden Abenden seinem Weg treu, eine sehr fein ziselierte Arbeit vorzulegen, die nicht auf die wuchtigen Momente verzichten muss und sich doch ganz in den Dienst der Sänger stellt. Die Spannung vor der abschließenden "Götterdämmerung"-Premiere am Mittwoch steigt also.

Info
"Siegfried" von Richard Wagner im Festspielhaus, Festspielhügel, 95445 Bayreuth unter Dirigent Kirill Petrenko. Regie: Frank Castorf, Bühnenbild: Aleksandar Denic, Kostüme: Adriana Braga Peretzki, Licht: Rainer Casper. Mit Lance Ryan (Siegfried), Burkhard Ulrich (Mime), Wolfgang Koch (Wotan), Catherine Foster (Brünnhilde), Martin Winkler (Alberich), Sorin Coliban (Fafner), Nadine Weissmann (Erda), Mirella Hagen (Waldvogel). Weitere Aufführungen am 17. und 25. August. Letzte "Ring"-Premiere mit der "Götterdämmerung" am 31. Juli. www.bayreuther-festspiele.com.

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