Routinier

Franz Welser-Möst dirigiert das Neujahrskonzert 2023

01.01.2022

Oberösterreicher leitete fast alle wichtigen Orchester der Welt und stritt mit so manchem Intendanten um die Richtung.

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© APA/HERBERT PFARRHOFER
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Wien. Nach Daniel Barenboim am heutigen 1. Jänner setzen die Wiener Philharmoniker auch für das Neujahrskonzert 2023 auf einen Routinier: Franz Welser-Möst wird das Klassikevent im Goldenen Saal des Musikvereins dann zum dritten Mal nach 2011 und 2013 dirigieren, wie das Orchester am Samstag gegenüber der APA ankündigte. Und nicht nur am Pult des Neujahrskonzerts sammelten beide Seiten bereits vielfach Erfahrungen, gehört Welser-Möst doch zu den Stammpartnern der Philharmoniker.

Der 61-jährige Oberösterreicher ist dabei eine seltene Mischung aus streitbarem Künstler, der im Sinne der Sache zum Äußersten bereit ist, und konziliantem, fast bravem Auftreten. 2012 etwa sorgte Welser-Möst für Verstimmungen mit dem damaligen Intendanten der Salzburger Festspiele, Alexander Pereira, als er ankündigte, einen geplanten Zyklus mit Mozarts Da-Ponte-Opern wegen eines unzumutbaren Zeitplans niederzulegen. Auch aus der Staatsoper schied der Maestro als Generalmusikdirektor 2014 nach Dissens mit Direktor Dominique Meyer über die künstlerische Ausrichtung.

Zwei Künstlerische Kraftzentren

Künstlerische Kraftzentren hat Welser-Möst dabei zwei. Seit 2002 hat er zum einen die Position des Chefdirigent des Cleveland Orchestra inne. Der Meister der kleinen, gezielt gesetzten Signale anstelle des weltumspannenden Armgestus der Pultdiva harmoniert mit dem vielleicht europäischsten der großen US-Orchester hervorragend. Momentan läuft die Partnerschaft bis zumindest 2027. Und das zweite Orchester, zu dem Welser-Möst eine enge Verbindung hält, sind die Wiener Philharmoniker, deren Ehrenring er seit 2014 trägt.

Dabei hätte der am 16. August 1960 als Franz Möst in Linz Geborene ursprünglich Geiger werden wollen, was durch einen Autounfall verhindert wurde, der ihn letztlich auf die Dirigentenbahn führte. Nach einer problembelasteten Zeit als Musikdirektor des London Philharmonic Orchestras, in der er von der britischen Presse als "Frankly Worse-than-Most" betitelt wurde, fasste der junge Kapellmeister aber alsbald Tritt. Und so ging es 1992 an die Oper Zürich zu Alexander Pereira und schließlich an die Wiener Staatsoper, an die er nach dem Bruch mit Meyer unter Bogdan Roščić wieder als Dirigent zurückgekehrt ist.

Und ansonsten pflegt der ruhige Pultdenker, auch wenn er nun zum dritten Mal beim publikumsträchtigen Neujahrskonzert das Zepter führen wird, eher den Lebensweg der Kontemplation, wie er selbst in seiner 2020 erschienenen Autobiografie "Als ich die Stille fand" schreibt: "Mögen die anderen weiter schreien, bunte Bilder in die Welt schicken und sich überlegen, wie man sonst noch auffallen könnte - ich gebe mich lieber der Muße hin."

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