Zehnjähriges Jubiläum

"Jedermann" im Lustspielhaus

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Hirschal mimt "Tod" - 21-jähriger Marecek als Jung-Couturier Jedermann.

Geht es nach Adi Hirschal, gehört sein Wiener Lustspielhaus, das heuer seine zehnte Saison feiert, "wie die Nashörner in Afrika geschützt", da es sich schließlich um ein "tatsächliches, wirkliches Volkstheater handelt, das in Zeiten des postmodernen, dekonstruierenden Theaters nicht auf das Volk vergessen hat". Zum Jubiläum hat man bereits zum fünften Mal den Autor Franzobel verpflichtet, der sich dem Volkstheater-Gedanken geöffnet hat und für diesen Sommer nach "Romeo und Julia" (2011) und "Faust" (2012) erneut einen Klassiker ins Wienerische transferiert hat. "Jedermann oder Der Tod steht ihm gut" frei nach Hofmannsthal feiert am 18. Juli im Lustspielhaus Am Hof Premiere. Der 21-jährige Ben Marecek - Sohn des Schauspielers Heinz Marecek - gibt den Jedermann, Hirschal selbst versucht sich als abgewrackter Tod.

Große Freude über Saison 2013/14
Mit der Wahl der heurigen Produktion freut sich Hirschal, der seine Pläne in den neuen Räumlichkeiten des Hauptsponsors Raiffeisen Landesbank (RLB) am Donaukanal vorstellte, "ein goldenes Kalb zu schlachten". Man wolle "die Aufklärung über das Stück stülpen und herausfinden, wo seine Stärken und Schwächen liegen". Als Schwäche hat Hirschal bereits "jene Aussage ausgemacht, wie sie in Salzburg getroffen wird. Nämlich, dass man sich von der Sünde freikaufen kann." Die Entscheidung, einen "bemerkenswert jungen" Jedermann zu besetzen, sei der Notwendigkeit geschuldet, eine Komödie machen zu wollen. Der fesche Jungspund heißt bei Franzobel denn auch Koloman "Mandi" Jedermann, der als "schillernder Jung-Couturier" auftreten wird und ein Modelabel namens "Yedermann" sein Eigen nennt.

"Jedermann" einmal anders
"Normalerweise ist Jedermann ein alter, gestandener, fülliger Mensch, den der Tod in Salzburg meiner Meinung nach zu Recht holt", so Hirschal. "Wir haben eine jungen, feschen Jedermann, um den es schad' ist", schmunzelte er. Als Buhlschaft Isabella Kartoffelkeller steht Sophie Aujesky an seiner Seite, Gabriela Benesch gibt als Alphonsine Stopfschwammerl Jedermanns Mutter. Hirschal selbst will seinen "Tod" mit dem Namen Abkratius Hindrich von Sens und Moder auf "sehr wackelige Beine" stellen.

Franzobel guter Dinge  
Der Autor Franzobel freute sich über die langjährige Zusammenarbeit und hob hervor, dass das Lustspielhaus "Menschen ins Theater lockt, die dort sonst selten oder nie hingehen". Dies sei eine Leistung, für die die Stadt Wien Hirschal "dankbarer sein sollte, als sie es ist". Auf APA-Nachfrage bestätigte Hirschal, der das Lustspielhaus im zehnten Jahr seines Bestehens als "im Herzen kerngesund" bezeichnete und die gute Zusammenarbeit mit der "uns wirklich toll unterstützenden Stadt Wien" lobte, dass die im Jahr 2011 von der Stadt Wien um 50.000 Euro gekürzte Subvention (auf nunmehr 140.000 Euro) heuer gleich geblieben sei: "Was einmal weg ist, kommt nicht mehr zurück". Glücklicherweise habe man den Fehlbetrag durch Einnahmen und "hingenommene Reduktionen" ausgleichen können. Er wünsche sich für die nahe Zukunft, "nicht jedes Jahr aufmarschieren zu müssen, um zu sagen: Mein Theater ist gut", sondern erhoffe sich demnächst zumindest dreijährige Förderzusagen. Sein Problem sei, dass man für das Lustspielhaus "kein Etikett gefunden hat, weil es in kein Schema passt". Dies mache es der Politik verständlicherweise schwer, Subventionen nach dem üblichen Prinzip zu vergeben.

Autor selbst nie in Salzburg zu Gast

Franzobel war selbst noch nie beim Salzburger "Jedermann", wie er zur APA sagte. "Das kann ich mir gar nicht leisten, aber im Fernsehen habe ich ihn schon gesehen". Die dortige Produktion sei für ihn ein "doch sehr undramatisches Mysterienspiel", das nur noch als gesellschaftliches Event funktioniere. An dem Stoff gefällt ihm die Fallhöhe, die auch in der Komödie funktioniere. Was man in der Realität nicht zu fassen bekäme, darüber könne man sich auch mit Lachen retten. "Was mir gefällt, ist der Gedanke, dass die Leute jetzt vielleicht auch nach Wien kommen werden, um den 'Jedermann' zu sehen."

Info
"Jedermann oder Der Tod steht im gut" von Franzobel im Wiener Lustspielhaus Am Hof. Regie: Adi Hirschal. Premiere am 18. Juli. Am 16. Juli findet eine Benefiz-Vorstellung für "Licht ins Dunkel" statt. An spielfreien Tagen gastieren unter anderem ein Poetry Slam, Otto Schenk oder Erika Pluhar im Lustspielhaus. Beginnzeiten jeweils um 20 Uhr. Letzte Vorstellung am 30. August. Karten www.wienerlustspielhaus.at.

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