Freundlicher Beifall für Ruzowitzkys 'Freischütz' mit Struckman und Markovics
Vögel zwitschern, Grillen zirpen, die (zu laute) Belüftungsanlage des Theaters an der Wien erzeugt Wind. Auf der Bühne kahle Baumstämme mit verstümmelten Ästen. Kein Zweifel: Wir befinden uns im (deutschen) Wald, wo auch Carl Maria von Webers Freischütz spielt. Filmregisseur Stefan Ruzowitzky hat sich für sein Operndebüt ein schwieriges Stück gewählt. Denn das Libretto von Friedrich Kind erzählt von einer Romantik, die 180 Jahre entfernt ist. Ruzowitzky hat den Mut, die Story vom Jägerburschen und seiner Versagensangst, vom Probeschuss und den teuflischen Freikugeln ziemlich unverfälscht nachzuerzählen. Ein paar Modernismen sollen wohl darauf verweisen, dass die Konflikte der Bühnenmenschen unserer Gegenwart nicht fremd sind.
Warum wird uns bei so viel Romantik nicht warm ums Herz?
Es
liegt wohl an der Kälte
aller Schauplätze (Bühne: Martin & Donhauser), an der forcierten
Rampennähe vieler Aktionen, auch an hypertropher Technik (Stummfilm,
Projektionen) und hartem Licht. Es liegt auch am Orchester. Die Musiker des
bewährten RSO Wien blicken auf ihren Dirigenten (Bertrand de Billy) und
hören nicht auf die Sänger. Webers Musik klingt grob, geheimnislos, arm an
Nuancen.
Kesse Mojca
Stärkste Bühnenpersönlichkeit ist Falk Struckmann als
bedrohlicher, stimmlich perfekter Kaspar. Karl
Markovics (Samiel) tänzelt bösartig quer durch die Handlung. Simon
O’Neill (Max) und Elza van den Heever (Agathe) singen ausdrucksvoll, haben
jedoch Probleme mit Prosa und Optik. Mojca Erdmann, ein recht kesses
Ännchen, bringt jene Frische mit, die ringsum fehlt. Freundlicher Beifall.