Freundlicher Beifall für Ruzowitzkys 'Freischütz' mit Struckman und Markovics
Zuerst ein Stummfilm. Stefan Ruzowitzky erzählt darin die Vorgeschichte zum Freischütz. Wie es zum fragwürdigen Probeschuss kam, der die Handlung der Oper bestimmt. Dann Ouverture und drei Akte. Ruzowitzky versucht die Story vom Jägerburschen und seiner Versagensangst ziemlich genau nachzuerzählen. Außer ein paar modischen Details verfälscht er nichts, lässt der Romantik ihren Lauf. Die Chorszenen sind gut arrangiert, die Solisten passabel geführt, die Längen der Arien und Ensembles sind von der Musik des Carl Maria von Weber vorgegeben – und an diesen Längen scheitert der Regisseur nicht selten. Da ist die Operntotale eben doch schwieriger zu handhaben als die filmische Nahaufnahme.
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Kahle Bäume ergeben keinen Wald, keine Wärme
Was die
Aufführung stört, ist die Kälte des Bühnenbilds, des Lichts, die Rampennähe
vieler Aktionen. Eine Ansammlung kahler, unbelaubter Baumstämme ergibt noch
keinen Wald, keine Wärme. Die hat auch die musikalische Wiedergabe nur
selten. Auf der Bühne dominant Falk Struckmann, vielleicht der beste Kaspar,
den ich jemals gehört und gesehen habe. Die ständige Präsenz von Karl
Markovics als Samiel wirkt keineswegs so teuflisch, wie sie gemeint sein
mag.
Die Grobheit des RSO trägt zur Kälte des Abends bei
Bertrand
de Billy kann seine Opernerfahrung diesmal nicht auf das RSO Wien
übertragen. Dessen Grobheit trägt zur Kälte des Abends bei.
„Der Freischütz“, nächste Vorstellungen am 21., 23., 26., 29. April.