Kulturhauptstadt

Für 600.000 Euro: Entstaubtes Stadtmuseum für Bad Ischl

18.07.2024

In Bad Ischl wird 7.000 Jahre Stadtgeschichte neu aufbereitet und Lücke seit der Monarchie gefüllt.  

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Das Museum der Stadt Bad Ischl ist anlässlich des Kulturhauptstadtjahres 2024 rundumerneuert und die Ausstellung neu konzipiert worden - weg vom Heimatmuseum, hin zu einer modernen Vermittlung, so der Ansatz. Auch hat man das Manko behoben, dass die Ausstellung bisher nach der Kaiserzeit endete. Die Schau umfasst rund 7.000 Jahre inklusive der Zeit des Nationalsozialismus und heutigen Fragen bis hin zum Pudertanz, der bei der Kulturhauptstadt-Eröffnung Staub aufgewirbelt hat.

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Das an der Esplanade gelegene Salzfertigerhaus aus dem 17. Jahrhundert, in dem sich Kaiser Franz Joseph mit Elisabeth von Bayern verlobte, war ab 1880 ein Hotel, das "Austria", und ist seit 1989 das Museum der Stadt Bad Ischl. Anlässlich des Kulturhauptstadtjahres wurde es rundumerneuert - baulich wie inhaltlich. "Hotel Austria. Willkommen im Salzkammergut" heißt die von Museumsleiterin Herta Neiß und dem Historiker Michael John kuratierte Ausstellung, die am Donnerstag präsentiert wurde.

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Die Neugestaltung erfolgte durch die Stadtgemeinde Bad Ischl in Kooperation mit der Europäischen Kulturhauptstadt Bad Ischl - Salzkammergut 2024 und dem Kunstministerium. Die Kosten beliefen sich auf rund 600.000 Euro, so Bürgermeisterin Ines Schiller (SPÖ), die Kosten für die Konzeptionierung trug die Kulturhauptstadt, die dafür ein eigenes Projekt vergeben hat. Für Kulturhauptstadt-Leiterin Elisabeth Schweeger war das Facelifting "notwendig", denn: "1926 hat das Museum geendet. Es war an der Zeit, die Geschichte der Stadt bis in die heutige Zeit weiterzuerzählen".

"Insgesamt beleuchten wir bei der Neukonzeptionierung die gesamte 7.000-jährige Geschichte", so Michael John, man wolle "Gedächtnis der Region" sein. Das Salzkammergut war eine "ausgebeutete Arme-Leute-Region", die dann aber Karriere gemacht und sich "vom wilden Kurdistan Österreichs zu einem Sehnsuchtsort entwickelt hat". Bürgermeisterin Ines Schiller (SPÖ) will auch erreichen, dass nicht nur die ältere Generation in das Museum kommt, daher gebe es auch ein Vermittlungskonzept für Kinder.

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Im Erdgeschoß blieb das Ambiente des Hotels erhalten - empfangen wird man von einem Kofferwagen und dann führt der Weg in die ehemalige Hotelbar, wo man das Geschirr bewundern kann, das beim Brand des früheren Kurhauses gerettet wurde. Danach geht es im Schnelldurchlauf von der steinzeitlichen Salz-Wirtschaft bis zur Eröffnung der Kulturhauptstadt 2024.

Im ersten Stock trifft man auf die Monarchie. Bis ins 19. Jahrhundert sei man ohne Pass gar nicht nach Bad Ischl gekommen, "es war das Eigentum der Habsburger", schildert Museumsleiterin und Kuratorin Neiß. Die Ausstellung widmet sich aber nicht nur der kaiserlichen Sommerfrische - inklusive Sisis Veilchenparfüm und dem Perlentäschchen von Katharina Schratt - sondern auch "dienstbaren Geistern", die hochadelige Lustbarkeiten erst möglich gemacht haben, wie etwa die Sesselträger.

Aus dieser illustren Idylle kommend wird man sehr plötzlich auch mit den Schattenseiten der oft glorifizierten Kaiserzeit konfrontiert: So ist etwa der Entwurf der Kriegserklärung an Serbien zu sehen, die Kaiser Franz Joseph in Bad Ischl unterzeichnet hat und mit der der Erste Weltkrieg begann. Im zweiten Stock wird dem Nationalsozialismus Raum gegeben - den Opfern, wie jüdischen Sommerfrischlern, die zuerst verdrängt und dann verfolgt wurden, oder dem Librettisten Fritz Löhner-Beda, ebenso aber auch den Tätern, derer sich vor allem zu Kriegsende viele im Salzkammergut sammelten.

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Letztlich widmet sich die Schau auch dem Thema des Tourismus und wie Ischl in Zukunft sein soll. Man kann an einer virtuellen Haustür anläuten und sich die Meinung der Bad Ischler anhören - Abschluss ist eine großformatige Karikatur von Gerhard Haderer, die den bei der Kulturhauptstadteröffnung gezeigten Pudertanz, der im Jänner einige Gemüter erhitzte, als Tanz um den Kaiser zeigt.

Im dritten Stock des Hauses soll im kommenden Jahr vertiefende Erweiterung Platz finden, zudem gibt es einen Raum, in dem vorerst in Kooperation mit dem Universalmuseum Joanneum die Sonderausstellung "Das andere Leben. Fotografien zu Konrad Mautner" gezeigt wird, der künftig aber wechselnden Ausstellungen Platz bieten soll, während die stadtgeschichtliche Schau als Dauerausstellung bestehen bleibt. Am Eröffnungstag, dem morgigen Freitag, finden bei freiem Eintritt stündliche Kuratorenführungen statt. 

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