Heute hebt Gernot Kulis im Stadtsaal sein brandneues Programm „Ich kann nicht anders“ aus der Taufe. Das oe24-Interview über Humor, Familie, böse Badezimmerwaagen und freundliche Saugroboter.
Heute feiern Sie im Wiener Stadtsaal den Tourstart mit dem neuen Programm „Ich kann nicht anders“. Nervös?
Gernot Kulis: Man hat natürlich eine gewisse Routine aufgebaut, aber nachdem ich ja noch bis vor kurzem meine Programme „Callboy“ und „Herkulis“ gespielt habe, ist natürlich ein bisschen Lampenfieber da. Bei Texten, die man noch nicht so ausprobiert hat. Denn diesmal habe ich fast zu viele Gags und muss jetzt irgendwie schauen, was ich alles reinpacken kann.

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Was wollen Sie uns mit „Ich kann nicht anders“ sagen?
Kulis: Dass man noch mehr beobachtet als sonst und dann bisschen reingrätscht. Es zeigt aber auch Schwächen, weil man manchmal nicht mehr kann. Es ist ein Beziehungsprogramm, weil die Beziehung und die Freundschaften das Wichtigste im Leben sind. Vor allem im Alter hat das einen hohen Wert und dessen sollte man sich jetzt schon bewusst sein. Es ist ein bisschen ein Abziehbild von meinem Leben. Sehr persönlich. Sehr privat. Dass man die Alltagsthemen eines Familienvaters hat und gleichzeitig aber versucht, auch die Welt zu retten. Das muss man mit Humor lösen. Es geht eher um Freundschaften und Beziehungen. Es geht aber auch um die DNA von Gernot Kulis. Dass ich Leute reinlege. Dass ich das bin, was ich bin. Und das kommt absolut nicht zu kurz: Die Grundnahrung der Kollision ist drinnen.
Sind Ihre Freunde oder die Ehefrau da nicht böse, wenn Sie von Ihnen veräppelt werden?
Kulis: Nein, weil es auf Gegenseitigkeit beruht. Wir haben einen ziemlich lustigen Haushalt und da sind die Schwiegereltern inkludiert. Ich versuche natürlich, dass ich meine Kinder mit Humor erziehe und wir leben das auch vor zu Hause. Selbst wenn das Thema sehr ernst ist. Denn jede Lösungsfindung gelingt besser, wenn die Mundwinkel nach oben gezogen sind als nach unten. Dass wir uns dabei gegenseitig reinlegen und gegenseitig manchmal auch ein bisschen ärgern, ist natürlich logischerweise Teil des Ganzen. Also spielt sich privat sehr, sehr viel ab mit Spaß und Humor, denn man ist ja oft zum besten Freund noch viel böser als zum größten Feind. Weil der beste Freund letztendlich doch darüber lachen kann, obwohl er zuerst kurz grantig war
Es kommt auch die KI vor, also die „Kulis-Intelligenz“. Was ist denn das?
Kulis: Die ganze Welt dreht sich rasant weiter. Und mittlerweile kriegt man ja fast kein Haushaltsgerät mehr ohne KI. Und das nimmt natürlich Einfluss aufs Leben. In China führen schon 10 Prozent der Bevölkerung eine technosexuelle Beziehung. Das heißt jeder 10. ist in ein Haushaltsgerät verliebt. Und man merkt ganz einfach, dass das in unser aller Leben eine große Rolle spielt. Und da entwickelt sich plötzlich ein Eigenleben, mit man erst einmal umgehen muss. Und das thematisiere ich, weil man plötzlich zu irgendwelchen Geräten eine Beziehung hat, wo man zuerst gar nicht geglaubt hat, dass es das gibt.

Ihre Badezimmerwaage dürfte da eine große Rolle spielen
Kulis: Die Badezimmerwaage ist ein bisschen der Auslöser für meine Geschichten zu Hause. Ich sage einmal so, sehr freundlich ist sie nicht. Die Badezimmerwaage ist eher der Bösewicht, während der Staubsaugroboter ein freundlicher, ein bisschen abgehobener, arroganter, herzensguter Kerl ist.
Wie sehr werden Sie damit auf die aktuelle Lage in diesem Land eingehen?
Kulis: Es sind immer aktuelle Themen dabei. Das weiß man. Aber es ist nicht so, dass ich auf das drauf drücke, denn ich will, dass die Leute für 2 Stunden abschalten und hoffentlich durchlachen können. Es kein politisches Programm, aber natürlich ist es auch nicht unkritisch. Wenn man ein politisches Programm macht, dann müsste man das ja aktuell alle 10 Tage umschreiben, wenn nicht sogar alle 10 Minuten.

Was der Auslöser für dieses Programm?
Kulis: Mein momentaner Ist-Zustand. Dass man natürlich das Klima retten sollte aber gleichzeitig auch den Alltag bewerkstelligen muss. Als Tausendsassa mit zwei Kindern. Das alles auf einen Nenner zu bringen ist gerade die große Kunst im Leben. Und das versuche ich darzustellen.
Wissen Ihre Kinder, dass der Papa ein berühmter Comedian ist?Kulis: Sie sind auch schon dabei gewesen bei der Tour. Aber es ist bei uns eigentich total entspannt Ich versuche sie mitzunehmen, damit sie sehen, dass das ein schöner Job ist und eine Bereicherung für die Menschen, wenn man sie zwei Stunden zum Lachen bringt. Aber ob jemand berühmt ist oder bekannt, das können sie nicht gar nicht einschätzen. Und das ist Gott sei Dank ja auch nicht wichtig.